Russland und Olympia

„Dinosaurier“ Bach sieht es nicht ein

von Redaktion

NICO-MARIUS SCHMITZ

Auch gestern war wieder Märchenstunde mit Thomas Bach angesagt. Der IOC-Präsident verteidigte die Empfehlung einer Rückkehr Russlands in den Weltsport. Und sagte die Entscheidung, ob russische Sportler auch an den Olympischen Spielen 2024 teilnehmen dürfen, sei „eine sehr komplexe Sache“. Dabei sollte es eine einfache Entscheidung sein, da müsste man einfach bei ukrainischen Sportlern nachfragen, die aktuell ihre Freunde und Familie im Krieg verlieren.

Der Wertekompass Bachs scheint ja schon länger defekt zu sein. Über die Jahre hat der frühere Fechter jegliche kritische Distanz zu Diktatoren verloren. Man sah ihn händeschüttelnd mit Russlands Wladimir Putin oder Chinas Xi Jinping. Bach hat stets zugelassen, dass Olympia als größte Bühne des Sports für politische Ziele missbraucht wurde, und saß dabei grinsend auf der Ehrentribüne. Erinnern wir uns an die Spiele von Peking im vergangenen Jahr. China ließ eine uigurische Langläuferin das olympische Feuer tragen. Eine Verhöhnung Hunderttausender Uiguren, die im Land inhaftiert und gefoltert werden. Und Bach? Er verbeugte sich vor den Augen der Welt während der Eröffnungsfeier vor Xi Jinping.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich zwar für einen weiteren Ausschluss Russlands ausgeschlossen. DOSB-Präsident Thomas Weikert sprach nun davon, dass gute Partnerschaften unterschiedliche Auffassungen auch aushalten würden und er weiter einen guten Kontakt mit Bach habe. Warum traut man es sich als DOSB nicht, wenn man doch eigentlich eine klare Haltung dazu hat, das Verhalten des IOC um Bach zu kritisieren? Dazu fehlt dann anscheinend doch der Mut.

Es bleibt zu hoffen, dass die Weltverbände nicht einknicken und klare Kante gegen Bachs Kurs zeigen. Sarah Reinke, Teamleiterin der Menschenrechtsreferate der Gesellschaft für bedrohte Völker, beschrieb den deutschen Funktionär ziemlich passend als „lernunfähigen Dinosaurier“, der dem Ruf Deutschlands international schade. Zumindest in demokratischen Ländern.

Bach beugt sich vor Diktatoren und öffnet Russland die Tür in den Weltsport, während ein brutaler Angriffskrieg in der Ukraine tobt. Kurz: Bach ist schon lange nicht mehr tragbar. Das Vertrauen der meisten Sportler hat er schon lange verloren. Und das der Verbände schon lange nicht mehr verdient.

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