Unterhaching – Manfred Schwabl steht am Vormittag im Saal des Hachinger Wirtshauses und begrüßt die hereinströmenden Gäste – mithin die Aktionäre des an der Börse notierten Regionalligisten, die zur Hauptversammlung erscheinen. Einige Besucher, so wird der Präsident der SpVgg Unterhaching später erzählen, hätten sich zu dieser frühen Stunde schon ein Weißbier genehmigt. „Und auch ich war kurz davor, mir eins einzuschenken“, sagt Schwabl. „Aber dann habe ich gedacht: Das kannst du dir heute nicht leisten, weil ja doch ein paar ernste Themen anstehen.“
Eine Untertreibung, muss Schwabl doch mehrere Ärgernisse abarbeiten: etwa den vorerst geplatzten Stadion-Kauf samt Knatsch mit der Gemeinde, die „Liquiditätsengpässe“, wie es der Präsident nennt, deretwegen Spielergehälter erst verspätet ausbezahlt wurden, die Frage, ob der Tabellenführer bei einem Aufstieg den Sprung in die 3. Liga wagen würde und die Trainerthematik, nachdem Erfolgscoach Sandro Wagner seinen Abschied zum Saisonende verkündet hatte.
All dies führte dazu, dass der Kurs der Haching-Aktie zwischenzeitlich auf zwei Euro abgestürzt war, was auch bei ihm „Schweißausbrüche“ ausgelöst habe, sagt Schwabl, „weil ich ja mit drin stecke“. Schließlich ist der 56-Jährige nicht nur Präsident sondern seine Familie auch Großaktionär, die „immer wieder etwas reinsteckt, wenn es eng wird“, sagt Dirk Monheim, Aufsichtsrats-Vizechef der Fußball GmbH & Co. KGaA.
Ziel sei es weiterhin, mittelfristig zurück in den Profifußball zu kehren, gab Schwabl an. Ob es schon zur nächsten Saison in die 3. Liga geht? Sportlich ist das Team auf dem besten Wege; aus wirtschaftlicher Sicht jedoch müsse man erst mal die Auf-lagen des DFB abwarten, sagt Schwabl, der betont: „Wir werden es aber keinesfalls wie unser Konkurrent Würzburg machen, der sein Nachwuchsleistungszentrum ganz stark zurückgefahren hat, um mehr Geld für die Erste Mannschaft zu haben“.
Schließlich sei die Jugendarbeit das „Herzstück“ des Vereins, auf das die SpVgg künftig noch stärker angewiesen sein werde. Um Personalkosten zu sparen, werde man mit weniger erfahrenen „Ankerspielern“ auskommen müssen, sagt Schwabl und kündigt an: „Wir werden zur neuen Saison einen Konsolidierungskurs einschlagen.“
Beim Stadion sei weiterhin das Ziel, es von der Gemeinde zu kaufen. „Das ist das Wichtigste in diesem Jahr – noch wichtiger als der Aufstieg“, so Schwabl. Nach dem Krach sei man wieder in guten Gesprächen – sowohl mit dem Rathaus als auch mit den Footballern der Munich Ravens, die ihre Heimspiele im Sportpark austragen wollen.
Bleibt die Frage nach dem scheidenden Trainer. „Sandro ist für was Höheres berufen“, sagt Schwabl über Wagner: „Und er wollte jetzt den nächsten Schritt machen.“ Der 35-Jährige sei für die SpVgg ein Glücksfall gewesen: „Ich habe noch nie einen emphatischeren Typen getroffen – aber auch sehr besessen“, sagt Schwabl und grinst. „Dem seine Ehefrau möchte ich nicht sein.“
Dieser Wunsch dürfte sich erfüllen – anders könnte es dagegen mit einem weiteren Anliegen Schwabls aussehen. „Unser Hundertjähriges ist ja nicht mehr weit“, blickt der Präsident des 1925 gegründe-ten Vereins in die Zukunft. „Dann werden wir hoffentlich über andere Themen reden – und nicht über Liquidität, Stadion, Trainer und und und.“ PATRIK STÄBLER