Über Uli Hoeneß muss man sich manchmal wundern. Jetzt gerade wieder: Der Ehrenpräsident des FC Bayern übt Kritik daran, dass Julian Nagelsmann die Länderspielpause in der Bundesliga für einen Skiurlaub genutzt hat. Dazu Folgendes: Der (Ex-)Trainer war eben mal schnell in Kaltenbach im Zillertal, das schafft er von München aus in eindreiviertel Stunden; das ist kein Urlaub. Vorige Saison hatte man ihn, den jungen Hippen, noch dafür gefeiert, dass er zum Skitourengehen im Gebiet Garmisch Classic war (und so dezent für die Outdoor-Kollektion des Vereinsteilhabers Adidas Reklame lief). Und außerdem: Gerade Uli Hoeneß sollte die Segnungen des alpinen Skisports kennen; gerne zog er sich in die eigene Immobilie in Lenzerheide in der Schweiz – ein weitaus exklusiveres Ressort als das von Nagelsmann angestrebte Hochzillertal-Hochfügen – zurück.
Gewiss, Skifahren ist speziell beim FC Bayern zum Reizwort geworden, seit sich Manuel Neuer im Dezember fatal zerlegte und eine Kette an Ereignissen in Gang setzte. Und es gab mal eine Zeit, in der gerade Fußballer angehalten waren, die Freizeitbeschäftigung auf zwei Brettern zu vermeiden. Früher stand das in den Verträgen sogar explizit als verboten, mittlerweile ist es gestrichen, weil es dafür keine rechtliche Grundlage gibt. Ein Profi darf Ski fahren. Philipp Lahm sagte stets: „Wenn man’s kann, ist es nicht gefährlich.“ Er bekannte sich zu Weihnachts-Ausflügen auf die Hohe Salve oder machte – zusammen mit Kollege Andi Ottl – PR-Termine in Ischgl. In Bastian Schweinsteiger hatte der FC Bayern zudem einen Spitzenskifahrer von der Jugendklasse eines Felix Neureuther. Also muss „Mia san mia“ auch heißen: Mia fahr’n Ski.
Die Bundesliga pflegt mittlerweile sogar alpine Affinität. Wer sommers durch die österreichischen oder Schweizer Berge zieht, trifft alle paar Kilometer auf einen deutschen Verein im Trainingslager, Dortmund etwa ist mit Kirchberg bei Kitzbühel enge, der FC Augsburg (der eine eigene Skihütte im Oberjoch hat) pflegt eine Werbepartnerschaft mit dem Pitztal, Bayer Leverkusen, einst Zillertal-Botschafter, wird inzwischen vom Salzburgerland gesponsert. Lediglich der FC Bayern hält sich im Juli und August von allen Anhöhen fern. Vielleicht wartet er auf den ganz großen Vertrag – wenn das Gebiet „Trojena“ in Saudi-Arabien fertig ist. Dann folgt die Spitzkehre – und der FC Bayern macht geschlossen Pflicht-Skiurlaub. Uli Hoeneß fährt mit.
Guenter.Klein@ovb.net