Die Genügsamkeit der Verstappen-Verfolger

von Redaktion

Red Bull offenbart klare Dominanz, der Rest des Formel-1-Felds hofft auf Entwicklungen in der Osterpause

Melbourne – Lange Jahre waren Siege seine Welt, die WM-Titel kamen im Abonnement. Nach 16 Monaten ohne Grand-Prix-Erfolg ist Lewis Hamilton aber genügsam geworden. „Wenigstens konnte ich Max mal überholen“, sagte der Formel-1-Rekordchampion über seine kurzzeitige Führung beim Großen Preis von Australien. Eine echte Chance auf seinen 104. Sieg hatte der Mercedes-Star in Melbourne nie. Als das chaotische Rennen nämlich Fahrt aufnahm, überholte Weltmeister Max Verstappen seinen einst erbitterten Rivalen, als wäre es nichts – und weg war er.

„Wer kann ihn und Red Bull noch besiegen?“, fragte die Gazzetta dello Sport nach dem dritten ungefährdeten Sieg des Teams im dritten Saisonrennen. Es ist eine rhetorische Frage. Die Hoffnungen der teils abgeschlagenen Verfolger ruhen dennoch auf den Osterferien bis zum nächsten Rennen in Aserbaidschan am 30. April. Anders als in der offiziellen Sommerpause ab Ende Juli – in der ein zweiwöchiges striktes Arbeitsverbot gilt – haben die Teams nun ungewöhnlich viel Zeit, um Schlüsse zu ziehen und Verbesserungen zu entwickeln. Mehrere Rennställe kündigten für das Rennen in Baku bereits neue Teile an. Das ist bitter nötig, denn der neue Red Bull ist ohne erkennbare Schwäche.

Der frühere Seriensieger Mercedes hingegen ringt um seine Form. Platz zwei in Melbourne, das mit Abstand beste Saisonergebnis, ist wohl auch auf die Streckencharakteristik zurückzuführen. Man dürfe sich „nicht blenden lassen“, mahnte Teamchef Toto Wolff. Zudem leistete Verstappens Teamkollege Sergio Perez in Australien unfreiwillige Schützenhilfe. Nach seinem desaströsen Qualifying jagte er aus der Boxengasse dem Feld hinterher, im überlegenen Red Bull fuhr er trotzdem noch auf Rang fünf vor – was mehr für die Stärke seines Rennwagens spricht als für die Klasse des Mexikaners.

Bei Ferrari herrscht Alarmstufe Rot. Der letztjährige WM-Zweite Charles Leclerc schied schon zweimal aus, die Scuderia ist nach drei Rennen ohne Podium und hat nur 26 Punkte auf dem Konto – weniger waren es zuletzt vor 14 Jahren. „Ferrari stürzt immer tiefer in die Krise“, bemerkte La Stampa sorgenvoll. Der neue Teamchef Fred Vasseur übte sich bereits in Durchhalteparolen. „Wir kehren mit dem Wissen nach Maranello zurück, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.“ Leclerc war da sehr viel klarer, der Monegasse sprach vom „schlechtesten Saisonstart aller Zeiten“.

Und so bleibt es doch ein bisschen spannend, wenn auch wohl nur im Kampf um die zweite Kraft in der Formel 1. Diese ist bislang Aston Martin. Fernando Alonso, Dritter in jedem der bisherigen Rennen, schaut allerdings mit einer Mischung aus Interesse und Sorge auf die Konkurrenz. „Die Teams entwickeln jetzt, und die Leistungen werden sich in den kommenden Rennen verändern“, glaubt der Spanier. Nur der Platz ganz vorne, an dem dürfte nicht zu rütteln sein.  sid

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