München – Er ist der neue (alte) Liebling der Formel 1: Nico Hülkenberg. Und er wäre um ein Haar sogar zu seinem Comeback-Podium gerast in Australien, nach dem letzten Restart des Chaos-GP lag der Haas-Pilot auf Rang vier. „Fast hätten die Korken geknallt“, lachte der 35-Jährige nach dem Rennen, in dem er nach dem Abbruch dann als Siebter gewertet wurde.
Es ist dem Emmericher deutlich anzusehen: Im Spätsommer seiner Karriere fühlt er sich bei Haas richtig wohl. „Wie sagt man im Deutschen so schön?“, fragt er rhetorisch: „Ich bin im Reinen mit mir selbst.“
Die drei Jahre auf der Ersatzbank hat er für einen Neu-Start seines Systems genutzt. „Meine Perspektive hat sich geändert, familiär auch. Ich bin auf allen Ebenen gut aufgestellt. Ich habe eine dicke Haut, lasse mir nicht so leicht reinreden und es geht gut.“ Auch für seinen Haas-Teamchef Günther Steiner ist das eine wichtige Erkenntnis. Der knorrige Südtiroler geriet 2022 aufgrund seines rauen Umgangs mit Mick Schumacher in die Kritik. Seine Entscheidung, Schumi junior gegen Hülkenberg zu tauschen: ein Volltreffer! Das sagen auch die Experten. „Seine Leistung überrascht mich nicht, er macht das sensationell“, meint beispielsweise Ex-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck bei Eurosport. Auf den Schumi-Sohn halte er zwar auch große Stücke, „aber ob er die Leistungen wie Nico bringen würde, weiß ich nicht.“ Der Rheinländer dagegen sei für Haas in allen Bereichen ein Gewinn. Stuck: „Einerseits, weil er die Erfahrung hat, wie ein Auto funktionieren muss und es somit fortentwickelt. Zudem hat er eine Rennerfahrung, die Schumacher auch erst einmal sammeln muss.“
Fakt ist: Hülkenberg wusste bisher an allen drei Rennwochenenden der Saison zu überzeugen. Zweimal schaffte er es in den dritten Qualifying-Abschnitt, dreimal ließ er im Zeittraining seinen Teamkollegen Kevin Magnussen hinter sich. Jenen Dänen, der Schumachers Aus zementierte.
Dass „Hulks“ Speed schon immer stimmte, ist nicht neu: Er stand bereits in seiner ersten Formel-1-Saison 2010 im Williams in Brasilien auf der Pole-Position und geriet 2013 sogar ins Visier von Ferrari. Die sechs Punkte aus Australien geben ihm nun den nächsten Schub. „Ich genieße es sehr, mit dem Team zu arbeiten und mit dem Auto zu experimentieren“, sagt er. RALF BACH