In Neapel zeigt sich der erste Verschleiß

von Redaktion

Verletzungsprobleme, Streit der Ultras mit der Vereinsführung – und das alles vor dem Duell mit dem AC Mailand

Rom/Neapel – Die Saison der Serie A ist noch nicht vorbei – doch die Wettbüros haben schon mit der Auszahlung der Gewinne begonnen, für diejenigen, die vor Saisonstart auf Neapel gewettet haben. Die Mannschaft von Trainer Luciano Spalletti führt die Tabelle mit 16 Punkten vor Lazio Rom an, acht Spieltage vor Saisonende.

Überall in der Stadt wehen Napoli-Wimpel, längst werden blau-weiße Fähnchen mit der Ziffer 3 verkauft, die für den bevorstehenden dritten Meistertitel in der Geschichte steht. Als es vor zehn Tagen im Maradona-Stadion eine bittere 0:4-Heimniederlage gegen den AC Mailand, den amtierenden Meister gab, bekamen es einige mit der Angst zu tun. Wird der Traum am Ende platzen?

Bei aller Euphorie machen sich nun die ersten Verschleißerscheinungen bemerkbar. Der nigerianische Star-Stürmer Victor Osimhen (früher VfL Wolfsburg), der bislang 29 Saisontreffer beisteuerte, leidet seit zwei Wochen an Adduktoren-Problemen. Auch die anderen beiden Stürmer Giovanni Simeone und Giacomo Raspadori sind angeschlagen. Am Freitag mühte sich Neapel zu einem mühsamen 2:1-Auswärtssieg bei US Lecce. Die Leichtigkeit und unbeschwerte Angriffslust, die Neapel in den vergangenen acht Monaten auszeichneten, sind verflogen. Überall tauchen nun Probleme auf. Die Realität hält Einzug am Vesuv. Nach der 0:4-Niederlage in der Liga wäre ein Unentschieden gegen den AC Mailand im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League im Giuseppe-Meazza-Stadion schon ein Erfolg, um dann im Rückspiel und mit Stürmer Osimhen das Halbfinale zu erreichen.

Im Verein ist der Teufel los. Die Ultras liegen mit Vereinsboss Aurelio De Laurentiis im Clinch, weil der ihnen Privilegien wie sichere Eintrittskarten entzog. Wer Spruchbänder und Fahnen ins Stadion mitbringen will, muss das zuvor anmelden. Inakzeptabel für Ultras. Nun wird gestritten, ob es richtig ist, die Mannschaft aus Protest nicht mehr mit Sprechchören zu unterstützen.

Das Fanlager in der Curva B ist gespalten. Im Champions-League-Achtelfinale gegen Eintracht Frankfurt sowie neulich gegen den AC Mailand prügelten sich die Napoli-Tifosi im Stadion tatsächlich untereinander. Das zivile Publikum pfiff die eigenen Ultras aus. Die waren erst im Januar wegen einer brutalen Autobahn-Keilerei gegen Gleichgesinnte des AS Rom für zwei Monate von Auswärtsspielen ausgeschlossen worden. Das Idyll zeigt Risse. Das war auch schon zu Maradonas Zeiten so. Vielleicht heißt es am Ende doch noch: Kein Wunder am Vesuv. JULIUS MÜLLER-MEININGEN

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