Manchester – Das Duell der Salz- und Pfefferstreuer geht wohl an Pep Guardiola. Der Spanier und Thomas Tuchel, die einst im Münchner Edellokal Schumanns mithilfe von Gewürzmühlen über Taktik philosophierten, maßen sich am Dienstag, acht Jahre später, in einem Viertelfinalhinspiel der Champions League, das für Pep das bessere Ende parat hielt. 3:0 (1:0) schlug Manchester City Tuchels Bayern und bestrafte diese in einer über weite Strecken ausgeglichen Partie für die Schnitzer, die sie teilweise selbst begingen. Jetzt braucht der FCB ein Wunder!
Die erste Überraschung gab es gut eine Stunde bevor das Leder im verregneten Manchester rollte. Die Münchner gingen den Hit nicht nur ohne den auf die Bank verwiesenen Thomas Müller an, sondern auch ohne echte Spitze. So wollte es Thomas Tuchel, der in Serge Gnabry als falscher Neun, Leroy Sané und Kingsley Coman lieber auf „schnelle und wendige Spieler“ setzte, um mit viel „Tempo“ ins letzte Drittel zu kommen. Der Kick im Etihad Stadium stand also unter dem Motto Geschwindigkeit. Und zwar nicht nur auf dem Grün, sondern auch in der nasskalten Luft, wo es mit über 90 km/h windete. Und besagte Böen waren es auch, die Citys Ballzirkulation zunächst schwer hemmten. Eher unübliche Schnitzer im Spielaufbau sowie bei Seitenverlagerungen sorgten dafür, dass beide Mannschaften nach 22 Minuten je 50 Prozent Ballbesitz verzeichneten. Die Bayern standen hinten stabil, störten City bei der Spieleröffnung, hatten alles im Griff – und hätten sogar in Führung gehen können: Musiala kam nach einer Hereingabe von Sané im Sechzehner frei zum Abschluss, der glänzend postierte Rúben Dias blockte den Rechtsschuss jedoch ab (26. Minute).
Umso bitterer war es, dass die Hausherren, bei denen Erling Haaland bis dahin nur bedingte Gefahr ausgestrahlt hatte, ausgerechnet durch einen Sonntagsschuss ihres Mittelfeldabräumers in Führung gingen. Bernardo Silva gab an den freistehenden Rodri ab, der halbrechts vor dem Sechzehner erst Musiala ins Leere laufen ließ und das Leder darauf vor dem (zu spät) anlaufenden Joshua Kimmich per linkem Innenrist im Münchner Kreuzeck unterbrachte (26.) – Traumtor. Bundestrainer Hansi Flick, der sich den Hit vor Ort ansah, bei Amazon Prime zur Szene: „Es ist ein Abstimmungsproblem in der Abwehr, auch die Sechser müssen da sein.“
Gündogan hatte nach einer missratenen Faustabwehr von Sommer das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte jedoch an Sommers Bein (34.). Und die Bayern? Schwankten zwischen Genie und Wahnsinn. Vorne schrammte der starke Sané in seinem alten Wohnzimmer bei einem Fernschuss (45.+2) und drei Glanztaten von Citys Schlussmann Ederson (46., 49., 54.) am Ausgleich vorbei. Und hinten sorgte ein mittelschweres Abstimmungsproblem zwischen dem nervösen Dayot Upemecano und Sommer dafür, dass Haaland fast den Deckel drauf packte (50.).
Das Spiel konnte auf jede Seite kippen. Und so war es auch. Upamecano verlor den Ball bei einem riskanten Dribbling vor dem eigenen Sechzehner an Jack Grealisch. Haaland flankte, Silva köpfte ein (70.). Sechs Minuten später war es dann der Norweger selbst, der einen Kopfball von John Stones zum 3:0 vollendete und den letzten Rest Salz in die FCB-Wunde streute.
Fazit Joshua Kimmich: „60 Minuten war es sehr gut. Wir kriegen wie gegen Freiburg einen Sonntagsschuss. Ich habe schon das Selbstvertrauen in die Mannschaft, dass wir im Rückspiel was holen können.“