Die Frisur saß. Mit zwei akkurat geflochtenen Zöpfen zeigte sich Erling Haaland vor dem Duell mit dem FC Bayern in Manchester; einer links, einer rechts. Vielleicht lag es daran, dass die Reaktionen auf die ungewöhnliche Haarpracht eher durchwachsen ausfielen, das er im Spiel wieder mit gewohntem Zopf auflief. Aber so oder so: Haaland lebt in seiner eigenen Welt – und die macht ManCity seinem Superstar passend zum Pippi-Langstrumpf-Look „widde widde wie sie ihm gefällt“.
Rund 51 Millionen Euro im Jahr – knapp eine Million pro Woche – soll Haaland seit seinem Wechsel von Borussia Dortmund verdienen. Setzt man diese Summe in Relation zu anderen Spielern, mag sie vielleicht gerechtfertigt sein; trotzdem steht sie in gleich doppelter Hinsicht sinnbildlich: für die Irrwitzigkeit dieser Branche genau wie die Maßlosigkeit der von Investoren geführten Clubs. Streckt sich ein anderer Verein – wie der FC Bayern – bis an die Decke, legt der Scheich noch ein paar Milliönchen oben drauf. So geschehen, wie vor dem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale bekannt wurde, im Poker um Haaland vergangenen Sommer.
Ja, der FC Bayern soll tatsächlich bereit gewesen sein, für die Verpflichtung des von diversen Topvereinen umworbenen Haaland Prinzipien zu brechen, die in der DNA dieses Vereins seit Jahrzehnten verwurzelt sind. Ein Jahresgehalt von bis zu 35 Mio. Euro hat man dem Norweger geboten, damit hätte er schlappe zehn Mio. Euro mehr verdient als sein Vorgänger Robert Lewandowski. Und auch wenn Haaland das Gesamtvolumen von 250 Mio. Euro mit Toren zu einem großen Teil hätte refinanzieren können, sollten die Verantwortlichen der Bayern froh sein, dass der Deal dank City nicht geklappt hat.
Es ist nur logisch, dass die Einsicht schmerzt, als solide geführter und eigenständig gewachsener Verein im Rattenrennen der Großen keine Chance zu haben. Aber man kann dieser Tatsache schon auch mit Stolz begegnen. Um einen Kader zu bauen, der internationalen Erfolg verspricht, braucht es beim FC Bayern mehr als die offene Geldschatulle eines Gönners. Es bedarf einer Strategie und Weitsicht, dazu eines Auges für das Gesamtgefüge der finanziell, kulturell und fußballerisch heterogenen Gruppe. Das gelingt mal besser, mal schlechter – aber stets sympathischer als nach dem Motto: Wir holen uns nur Pippi Langstrumpfs, die Stärksten der Welt.
Hanna.Raif@ovb.net