München – Riesenandrang am Dach der Welt: Nepal hat 454 „Eintrittskarten“ für die Besteigung des Mount Everest vergeben und damit eine Rekordmarke aufgestellt. Inklusive der Begleiter werden sich durch die große Zahl von Genehmigungen im Frühling über 900 Menschen auf den Weg zum höchsten Gipfel der Erde aufmachen. Die Bekanntgabe durch das nepalesische Tourismusamt erfolgte vier Jahre nach einem verhängnisvollen Ansturm. 2019 waren mindestens vier Bergsteiger auf dem Everest gestorben, weil der Andrang zu groß gewesen sein soll.
Die meisten Zusagen gingen in diesem Jahr nach China (96), dahinter folgen die USA (87). Für Ang Tshering Sherpa, ehemaliger Präsident des Bergsteigerverbandes „Nepal Mountaineering Association“, wollen viele Antragsteller nun nachholen, was in den vergangenen Jahren wegen der Pandemie nicht möglich war.
Laut der Zeitung „Kathmandu Post“ schließen offizielle Stellen nicht aus, dass es zu langen Schlangen auf dem Südgrat kommen wird. „Alles hängt vom Wetter ab. Wenn das Wetterfenster lang ist, werden die Schlangen am Everest kurz sein“, wird ein Mitarbeiter des Tourismusministeriums zitiert.
Der Bergsteiger und Autor Jon Krakauer blieb schon 1996 beim Abstieg wegen einer Gegenschlange eine Stunde auf 8800 Meter stecken. „Der Everest“, sagt der Amerikaner, der sich damals nur knapp ins nächste Sauerstoffdepot rettete, „war schon immer ein Magnet für Spinner, Selbstdarsteller, hoffnungslose Romantiker und andere mit eher wackeligem Bezug zur Realität.“
Unter den 454 Gipfelstürmern ist in dieser Saison auch Hari Budha Magar. Als Soldat bei der britischen Armee verlor er beide Beine. Jetzt will doppelt oberschenkelamputiert auf den höchsten Punkt der Welt (8848 Meter).
Wie gefährlich es im ewigen Eis zugeht, hat der 12. April gezeigt – drei nepalesische Bergsteiger starben in einer Lawine im Khumbu-Icefall. Die Behörden brachen die Rettung ab, nachdem sie zum Schluss gekommen waren, dass es nicht möglich war, ihre Körper aus einer tiefen Gletscherspalte zu bergen.
Für die nepalesische Regierung sind die Besteigungen eine wichtige Einnahmequelle. Insgesamt 4,86 Millionen Dollar (4,4 Millionen Euro) flossen dadurch bisher in die klammen Kassen. Ein ausländischer Kletterer muss 11 000 Dollar (knapp 10 000 Euro) bezahlen. sid, mm