Pott-Pakt im Meisterduell

von Redaktion

Bayern gewarnt: Dortmund-Erzrivale Schalke könnte zum Titel-Faktor werden

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Dass die Nerven im Titelkampf sowohl bei den Münchner als auch den Dortmunder Verantwortlichen blank liegen, war am vergangenen Wochenende deutlich zu spüren. Bayern-Geschäftsführer Oliver Kahn hielt es beim 2:1 in Bremen beispielsweise wegen mangelnder Bewegungsfreiheit in der zweiten Hälfte nicht mehr auf der Tribüne. Stattdessen tigerte der Titan (Ich habe von meinem Platz kaum etwas gesehen“) vor der Glasscheibe im VIP-Bereich hin und her.

Auch Sebastian Kehl war unzufrieden. Vor der 6:0-Gala gegen den VfL Wolfsburg monierte der BVB-Sportdirektor, dass er über die Ansetzung der nächsten beiden Spieltage nicht glücklich sei: „Ich finde es einen gewissen Nachteil, wenn man jetzt dreimal hinterherzieht in den nächsten Wochen.“ Die Münchner spielen an den kommenden beiden Spieltagen wie auch am vergangenen Wochenende jeweils vor dem BVB. „Wir können es ja nicht ändern, uns hat keiner gefragt“, sagte Kehl.

Bayern-Verteidiger Matthijs de Ligt freut sich hingegen: „Ich spiele lieber zuerst, aber es darf eigentlich keinen Unterschied machen.“ Das Wettrennen um die Meisterschaft wird mehr und mehr zum Psycho-Duell.

Es passt ins kuriose Bild dieses Titelkampfs, dass ausgerechnet der Dortmunder Erzrivale aus Schalke zum schwarz-gelben Schalen-Faktor werden kann. Denn: Die abstiegsbedrohten Knappen gastieren am Samstag (15.30 Uhr, Sky) in München – und könnten den BVB mit einem königsblauen Erfolgserlebnis zum neuen Spitzenreiter machen. Kaum zu glauben: Den Bayern droht der Pott-Pakt!

„Ich wäre nicht böse, wenn wir etwas Hilfe bekommen“, sagte etwa Sportdirektor Kehl und gestand: „Alleine werden wir es nicht mehr schaffen, so ehrlich müssen wir sein.“ Der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal ging für den seit 2012 herbeigesehnten Titel sogar noch einen Schritt weiter. „Wenn Schalke am nächsten Wochenende den FC Bayern schlägt und der BVB dadurch Meister wird, dann lade ich die aktuelle Schalker Mannschaft ins Rathaus ein, damit sie sich ins Goldene Buch einträgt“, sagte der SPD-Politiker bei der Ausstellung Mythos & Moderne. Fußball im Ruhrgebiet in der Zeche Zollverein.

Zwar betonte Sportvorstand Hasan Salihamidzic, dass der deutsche Rekordmeister in den nächsten Wochen nur auf sich schauen wolle, doch die starke Vorstellung der Dortmunder hat durchaus Eindruck an der Säbener Straße hinterlassen. Zumal die Bayern ihre Partie zwar abgezockt gewinnen konnten, aber erneut kein Feuerwerk abfackelten. Ein weiterer psychologischer Vorteil für die Mannschaft von Trainer Edin Terzic?

„Wir sind zufrieden, aber noch nicht glücklich“, sagte Terzic. Doch auch der Glaube des Trainers ist ungebrochen. Die Saison habe gezeigt, „wie verrückt es ist“, so Terzic. Man werde alles dafür tun, „dass es bis zum Schluss verrückt bleibt und wir was zu feiern haben“.

Das Ziel in München ist das gleiche, die Formulierung von Trainer Thomas Tuchel fällt aber etwas anders aus: „Es ist ein guter Charakter in der Mannschaft. Jetzt gilt es, den Vorsprung in der Tabelle über die Linie zu bringen.“ Pott-Pakt hin oder her.

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