Tennis in Madrid

Wirbel um Struff und die Frauen

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

Vom ausgeschiedenen Qualifikanten bis zum Finalisten – die märchenhafte Geschichte von Jan-Lennard Struff nahm in Madrid ihren Anlauf mit dem unverhofften Erstrundensieg gegen den Italiener Lorenzo Sonego. Besser als sein Landsmann machte es Andrea Vavassori. Der 28-Jährige, Nummer 145 der Welt, eliminierte Andy Murray. Während „Struffi“ zu seinem Höhenflug ansetzte, der ihn nun plötzlich auch bei den French Open in eine ganz neue Mit-Favoritenrolle befördert, reiste der britische Altmeister kurzerhand nach Aix-en-Provence. Rund 800 Kilometer Luftlinie entfernt von der spanischen Hauptstadt fand ein kleines französisches Challenger-Event statt, die zweite Kategorie der ATP-Tour. Der Center Court dort liegt durchaus malerisch und dennoch sind Turniere dieser Art weit, weit entfernt von der großen Tennis-Bühne, die beispielsweise die Caja Magica in Madrid mit über 12 000 Plätzen bietet.

Murray, 35-jährig und mit künstlicher Hüfte ausgestattet, ließ sich davon nicht beirren und startete seine eigene kleine Feel-good-Story, die ihm bis zum Finaltriumph gegen den Topgesetzten Tommy Paul aus den USA, immerhin Nummer 17 der Welt, führte. Aufgeben kommt für ihn nicht infrage, das hat er mit Struff gemeinsam. Murray ist ein Vorbild – in vielerlei Hinsicht. Er lässt sich im Gegensatz zu vielen anderen Topstars nicht von Saudi-Arabien für Propaganda einkaufen, sagt Doping den Kampf an und unterstützt Frauenrechte. Die weiblichen Kollegen hätten ihn in Madrid gut gebrauchen können. Siegerin Aryna Sabalenka bekam zwar, wie Nationalheld Carlos Alcaraz, eine Geburtstagstorte – nur war die des Spaniers zwei Stockwerke höher. Kollegin Vika Azarenka pestete über die Ungleichbehandlung. Die unterlegene Finalistin Iga Swiatek ärgerte sich zudem über die unnötig späten Spielzeiten. Und dann wären da noch die Ballmädchen, die – nur auf dem Center Court – in arg kurzen Röcken und bauchfrei auflaufen mussten. Viel Kritik an Turnierdirektor Feliciano Lopez.

Zumindest Struff bedankte sich beim Ex-Profi artig für eine tolle Zeit. Die dürfte er ab jetzt auch wieder auf der Tour haben. Zurückgefallen auf Rang 150 musste er dieses Jahr bisher bei jedem großen Turnier in die Qualifikation, zudem spielte der 33-Jährige fünf Challenger. Aber seit Montag wird er auf Position 28 der Rangliste notiert – und hat damit auch Murray (42.) überholt.

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