München – Einige 1860-Fans verließen den Gästeblock, andere hatten ihn erst gar nicht betreten. „Ich glaube, die Ultras sind gegangen“, rätselte Torschütze Fabian Greilinger nach dem 2:2 (0:1) in Essen. Auflösung: Der stille Protest richtete sich nicht gegen das eigene Team, sondern gegen die Polizei, die einen „Ultra“ mit verbotener Pyrotechnik festgehalten hatte. Ab der 60. Minute war der Support dann wieder hör- und sichtbar – gerade noch rechtzeitig, um einen kämpferisch ansprechenden Auftritt der Mannschaft zu würdigen.
In der Tat war es mehr als achtbar, wie sich die Rumpflöwen im Traditionsduell an der Essener Hafenstraße aus der Affäre zogen. Elf Ausfälle, Rückstand ab der 21. Minute – trotzdem biss sich der Tabellenneunte in die Partie, gelangte durch Antreiber Yannick Deichmann und Torjoker Greilinger zur Führung, die erst in der vierten Minute der Nachspielzeit entglitt. „Ich bin stolz auf das Team“, sagte Trainer Maurizio Jacobacci – und dürfte bedauern, dass er den einen oder anderen Spieler ab Sommer nicht mehr trainieren wird.
Die halbe Mannschaft wird vom Ex-Löwen Michael Köllner und dem FC Ingolstadt umworben (wir berichteten), bei anderen laufen die Verträge einfach so aus. Im für 1860 ungünstigsten Fall bleiben nur vier Spieler aus der Startelf vom Sonntag übrig: ein Abwehrtrio (Lang, Verlaat, Steinhart) – plus Eigengewächs Milos Cocic (19), den Jacobacci nach Informationen unserer Zeitung weiterbeschäftigen möchte. Speziell in der Offensive lichten sich die Reihen. Umso hellhöriger wurden die Fans zuletzt, als die Kunde von einer Stürmersichtung in der Schweiz die Runde machte.
Shkelqim Demhasaj heißt der Mann, dessen Treffen mit Jacobacci zum Verdruss des 1860-Trainers öffentlich wurde. „Er ist einer von vielen Stürmern“, sagte der in Bern geborene Italiener über den Kandidaten mit dem Zungenbrechernamen: „So viele wussten nicht davon – trotzdem kam es raus.“ Und inzwischen ist die Vita der möglichen Verstärkung auch gut ausgeleuchtet: 27 Jahre alt, aktuell bei Grasshoppers Zürich unter Vertrag, 100 Erst- und annähernd so viele Zweitligaspiele in den Beinen. Der Schweizer mit kosovarischen Wurzeln wurde in Schaffhausen am Rhein geboren, galt in jungen Jahren als großes Stürmerversprechen. Bis 2018 bestritt er einige Länderspiele für die U 21 der Schweiz, teilweise an der Seite des heutigen BVB-Torhüters Gregor Kobel und des Augsburgers Ruben Vargas.
Könnte der 1,91-m-Hüne den Löwen weiterhelfen? Ablösefrei wäre er schon mal – und zumindest in der zweitklassigen Challenge League (vergleichbar mit der 3. Liga in Deutschland) hat er eine brauchbare Torquote: 33 Treffer in 97 Spielen für Grasshoppers Zürich, Winterthur und Schaffhausen. Eine Liga weiter oben lief es nicht ganz so gut: 12 Treffer für Zürich und Luzern – ausbaufähig.
Beim FC Schaffhausen war Jacobacci (60) Demhasajs Trainer, als der damals 17-Jährige 2013 sein erstes Tor als Profis schoss. Er hofft, dass der Kontakt heiß bleibt – obwohl nun auch andere Vereine aufmerksam geworden seien. Diskretion wäre gut gewesen, merkte Jacobacci an, „solange nichts konkret ist“. Kann ja noch werden.