Tampere – Der Horrorstart in die Weltmeisterschaft ist perfekt, jetzt steht das deutsche Team vor vier Endspielen um die Viertelfinal-Teilnahme. Nach dem extrem bitteren 2:3 (0:0, 2:1, 0:2) am Montag in Tampere gegen die USA zählt schon am Donnerstag (19.20 Uhr, Sport1 und MagentaSport) gegen Dänemark nichts anderes als ein Sieg. „Es ist sehr, sehr bitter, dass man jetzt das Gewehr auf der Brust liegen hat, weil man alle Spiele gewinnen muss“, sagte NHL-Verteidiger Moritz Seider. Eine erneut starke Leistung führte auch am Montag wieder nicht zu Punkten. Tore von Samuel Soramies (31. Minute) von den Augsburger Panthern in Unterzahl und Justin Schütz (40.) vom Deutschen Meister München reichten nicht. Für das favorisierte US-Team trafen AHL-Profi Ronnie Attard (26.), Sean Farrell von den Montreal Canadiens (46.) und Matt Coronato von den Calgary Flames (55.). Zuvor hatte die Auswahl von Bundestrainer Harold Kreis bereits gegen die Titelfavoriten Schweden (0:1) und Finnland (3:4) unglücklich verloren.
Extra unglücklich: Der enttäuschende deutsche WM-Start könnte einer nachträglichen Anreise des Topstars Leon Draisaitl im Weg stehen (siehe Text unten). Sollte Deutschland auch gegen die Dänen nicht gewinnen, käme eine Anreise Draisaitls womöglich zu spät.
Trotz vier starker Auftritte holte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes nicht einen einzigen Punkt aus den ersten drei Spielen. „Es ist sehr frustrierend, jetzt in die Gesichter der Jungs zu gucken“, sagte Stanley-Cup-Sieger Nico Sturm. „Dass jetzt der Druck da ist, ist ja vollkommen klar.“
Wenn Deutschland bislang den Favoriten auch mindestens ebenbürtig war, gelingen zu wenige Tore. „Jetzt gilt es, Wege zu finden, die Scheibe auch ins Tor zu bringen. Wir brauchen sicher mehr Verkehr vor dem Tor“, sagte Bundestrainer Harold Kreis. Stürmer Sturm befand: „Uns hat in allen drei Spielen so ein dreckiges Tor gefehlt. Irgendwo ein Rebound oder vom Schoner weg. Es tut schon sehr weh.“
Auch gegen die USA taten sich die Deutschen trotz mehr Torschüssen (32:26) schwer mit dem Toreschießen. Nach den beiden unglücklichen Niederlagen zum Start hatte die DEB-Auswahl auch Hilfe eines Mentaltrainers in Anspruch genommen. Zudem musste sich personell etwas ändern. Bundestrainer Kreis stellte wie angekündigt die Sturmreihen etwas um. Erstmals spielte bei diesem Turnier Manuel Wiederer. Der Berliner Stürmer ersetzte den bisher enttäuschenden Düsseldorfer Daniel Fischbuch.
Die Umstellungen wirkten, Deutschland startete hoch überlegen. Die DEB-Auswahl traf einige Male die Latte, nicht aber ins Netz. Die Amerikaner hingegen gingen bei ihrer ersten Powerplaysituation in Führung. Ausgerechnet im nächsten Unterzahlspiel gelang endlich der überfällige erste deutsche Treffer: Soramies vollendete einen energischen Vorstoß von Kapitän Moritz Müller zum Ausgleich. Vier Sekunden vor dem Ende des Mittelabschnitts glückte der starken vierten Reihe die Führung. Schütz spitzelte bei einem Alleingang aufs US-Tor den Puck ins Netz. Im Schlussdrittel machte die USA dann mehr Druck und drehte durch Farrell und Coronato das Spiel. Kreis dürfte am Dienstag mit einem freien Tag reagieren, um die Köpfe der Spieler freizubekommen. „Es ist fraglich, ob wir überhaupt aufs Eis gehen, um mal etwas Abstand zu gewinnen“, sagte der Nachfolger von Toni Söderholm, unter dem es in den vergangenen Jahren stets mindestens für das Viertelfinale gereicht hatte.
dpa