Mit dem Geist von 2001

von Redaktion

Bayern schwören sich auf Meister-Finale ein – Goretzka auf Abstellgleis?

VON MANUEL BONKE

München – Der Titelkampf geht in das entscheidende Wochenende – zumindest wenn es nach der Fachmeinung von Fußball-Deutschland geht. Tenor: Lässt der FC Bayern am Samstag im Spitzenspiel gegen RB Leipzig (18.30 Uhr, Sky) keine Punkte liegen, wird Borussia Dortmund den Münchnern die Meisterschale nicht mehr entreißen können. Wer weiß, vielleicht gibt es für die Roten ja bayerisch-schwäbische Schützenhilfe vom FC Augsburg, wo der BVB am Sonntag (17.30 Uhr, DAZN) gastiert.

Um den unbändigen Titel-Willen zu beschwören, gab es vor einiger Zeit ein Motivationsgespräch zwischen Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und dem roten Mannschaftsrat. Dabei wurde der Geist der Last-Minute-Meisterschaft von 2001 beschworen, als Bayern in letzter Sekunde im Fernduell den Titel holte – und Kahn daraufhin die Eckfahne im Hamburger Volksparkstadion malträtierte.

„In meiner Karriere kann ich mich nicht an ein größeres Glücksgefühl erinnern wie in diesem Moment“, sagte Kahn zum Jubiläum 2021 über Patrik Anderssons Last-Minute-Freistoßtor zum erlösenden 1:1 beim Hamburger SV. Die Szene, berichtete er, schaue er sich nach wie vor „sehr, sehr gerne an“. Und sie soll nun auch seine Erben beflügeln.

„Die Wochen waren für den Verein, für uns als Mannschaft nicht einfach. Deswegen haben wir uns noch einmal gesammelt, gesprochen, an welchen Stellschrauben wir drehen können“, sagte Thomas Müller in der Sportbild über die Zusammenkunft, an der auch Kapitän Manuel Neuer, Joshua Kimmich, und Kingsley Coman sowie der Technische Direktor Marco Neppe teilnahmen.

Als fixer Bestandteil des Mannschaftsrats bekam auch Leon Goretzka die Erzählungen von damals zu hören. Dabei deutet derzeit vieles da-rauf hin, dass der Mittelfeldspieler im Meisterkampf der Gegenwart weitgehend außen vor bleiben könnte. Das souveräne 6:0 gegen Schalke am vergangenen Wochenende gab einen ersten Einblick, wie Trainer Thomas Tuchel die letzten beiden Saisonspiele bestreiten wird: In einer 4-1-4-1-Grundordnung ohne Goretzka, dafür mit den beiden Matchwinnern Müller und Jamal Musiala auf einer Art Doppel-Zehn hinter Angreifer Serge Gnabry und vor Sechser Kimmich. „Wir haben schneller und flüssiger kombiniert, dabei nie die Grundordnung verloren, um uns gegen Konter abzusichern. Da waren wir sehr aufmerksam“, lobte Tuchel die taktische Disziplin seiner Mannschaft nach dem Schalke-Spiel.

Sollte dieses System auch nächste Saison Bestand haben, stellt sich die Frage: Braucht Bayern Goretzka überhaupt noch? Fakt ist: In den Kaderplanungen für die kommende Spielzeit spielt neben dem Stürmer-Posten auch die Besetzung der Mittelfeldzentrale eine entscheidende Rolle. Es wird ein Spielertyp wie einst Javi Martinez gesucht, der das Zentrum durch Zweikampfhärte und Spielstärke beherrscht. So könnte auch Dirigent Kimmich sein Aufgabengebiet weiter nach vorne verlegen. Zudem wechselt mit dem Leipziger Konrad Laimer ein ähnlicher Spielertyp wie Goretzka nach München.

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