Schmerz und Ärger

von Redaktion

Bayer Leverkusen droht ein Jahr als Europa-Zuschauer

Leverkusen – Fernando Carro schlich mit gesenktem Kopf durch die Katakomben. „Das tut weh“, sagte der Club-Chef von Bayer Leverkusen nur mit leiser Stimme. Kurz nach ihm kam dann auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler, bis vergangenen Sommer noch Sportchef bei Bayer, in die Kabine, um die Mannschaft zu trösten. Eine herausfordernde Aufgabe.

Die Enttäuschung bei Bayer war nach dem Halbfinal-Aus in der Europa League nach dem 0:0 gegen die AS Rom überall zu greifen. Das erste Europacup-Finale seit 21 Jahren war trotz des 0:1 im Hinspiel in Reichweite, der erste Titel nach 30 Jahren schien realistisch. Deutlich mehr Schüsse aufs Tor reichten aber nicht, um sich vor den eigenen Fans noch gegen die Italiener durchzusetzen. „Wir waren in beiden Spielen nicht schlechter“, meinte Trainer Xabi Alonso. Trotzdem ging die Europa-Reise von Bayer zu Ende. Er wolle aber „nicht weinen“, sagte Alonso. Romas Spielweise „eine Frechheit“  Geärgert haben sich die Leverkusener über die Spielweise der Gäste – über jede Menge Zeitspiel und Schauspieleinlagen. Die Römer seien eine Mannschaft, „die mit Fußball nix tun hat“, meinte Nadiem Amiri: „Was die heute gespielt haben und auch schon in Rom, das war wirklich eine Frechheit. Bei jeder Aktion fallen sie hin, jeden Ball schießen die lang. Das ist kein Fußball. Dass so eine Mannschaft im Finale ist, ist Wahnsinn.“ Und Kerem Demirbay konstatierte: „Es ist schade, dass so eine Spielweise auf so einem Niveau im Halbfinale belohnt wird. Das ist schon sehr, sehr bitter für den Fußball. Sie haben es am Ende sehr ekelhaft gemacht, das muss man so auf den Punkt bringen.“

Nach dem Aus in der Europa League könnte es nun sein, dass die Leverkusener am Ende einer emotionalen Achterbahnfahrt durch die Saison komplett mit leeren Händen dastehen. In der kommenden Saison müssten sie dann vor dem Fernseher verfolgen, wie die Konkurrenten europäische Festtage feiern. Die Zuschauerrolle lässt sich nur vermeiden, wenn die aktuell siebtplatzierte Werkself in der Liga noch Rang sechs erreicht. Oder Platz sieben verteidigt und RB Leipzig den DFB-Pokal holt.

Bayer-Sportchef Simon Rolfes erklärte mit Blick auf den Liga-Schlussspurt: „Die Mannschaft hat sich aus einer schwierigen Phase in der Bundesliga in den Wettbewerb reingearbeitet. Dafür gebührt ihr großen Respekt. Diese Energie müssen wir nun in die beiden letzten Bundesliga-Spiele mitnehmen, damit wir die Saison auf einem internationalen Platz beenden. Und nächstes Jahr einen neuen Anlauf nehmen können.“ dpa/sid

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