Großer Moment – doch noch ein Aber

von Redaktion

Dortmund hat die Hand an der Schale und will nun keine Fehler machen

VON GÜNTER KLEIN

Augsburg – Jetzt keinen Fehler machen und nicht das Bild liefern, das einem nächsten Samstag um die Ohren fliegt. Also bewegte sich Edin Terzic, Dortmunds Trainer, vom Mittelkreis nur ein paar Meter auf die schwarz-gelbe Fankurve zu und erhob den Arm zum Gruß aus der Distanz. 3:0 (0:0) hatte der BVB beim FC Augsburg gewonnen – und die Vorlage des FC Bayern aufgenommen. Somit übernahm Dortmund die Tabellenführung und hat die Chance, nach einer zehn Jahre anhaltenden Dürre wieder Deutscher Meister zu werden. „Das ist ein großer Moment, den wir uns erarbeitet haben“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, „doch es kommt noch das Aber. Wir müssen nächste Woche gewinnen.“ Es geht zuhause gegen Mainz.

„Wir wissen, was die Woche über in Dortmund los sein wird“, spürte Kehl noch vor dem Rückflug das spezielle Flair seiner fußballhungrigen Stadt, vor seinem geistigen Auge zogen schon die Geschichten auf, wie es bei der Meisterfeier auf dem Borsigplatz zugehen könnte und auch wie alle Sebastien Haller feiern würden. Das ist in der Tat die herausragende Story: Der im Sommer frisch gekaufte Stoßstürmer, bei dem im Trainingslager Hodenkrebs diagnostiziert worden war – und der gesund wurde. Haller musste durch Operation und Chemotherapie – und nun erzielte er zwei Tore in Augsburg (58., 84.). Das dritte setzte Julian Brandt in der Nachspielzeit drauf – Happy-End einer Partie, die den BVB auch zum Gespött der Liga hätte machen können wie tags zuvor die Bayern.

In der ersten Halbzeit spielten die Dortmunder dominant, „aber es fehlte der letzte Pass“, so Edin Terzic, „und wir haben mehr auf den Torwart der Augsburger als aufs Netz geschossen“. Ab der 40. Minute war der BVB einer mehr, FCA-Verteidiger Felix Uduokhai sah nach einem Foul gegen Donyell Malen die Rote Karte. „Wenn man ins Regelwerk schaut, die korrekte Entscheidung“, räumte FCA-Mittelfeldmann Niklas Dorsch ein. Sein Trainer Enrico Maaßen stimmte nicht ganz zu: „Wird nicht in jedem Spiel so entschieden.“ Er ließ seine Truppe auch, als sie dezimiert war, noch die offensive Chance suchen, um den Punkt zu holen, der Augsburg aus dem Abstiegskampf herausgehalten hätte. Nun kann der FCA, der nach Mönchengladbach muss, noch auf den Relegationsplatz abrutschen. „Jetzt müssen wir auswärts die Eier auf den Tisch legen“, fordert Dorsch.

Der Druck der Dortmunder ist da schon ein anderer, ein positiver, beflügelnder. Und es scheint, als hätten sie den Ansatz gefunden, damit umzugehen. „Wir sind klar geblieben“, sagte Torhüter Gregor Kobel, der gegen Cardona das 1:1 und ein intensiveres Zittern verhinderte (62.). „Unser Prinzip ist es, geduldig zu bleiben“, erklärte Sebastien Haller. Eine gute Entscheidung von Trainer Terzic war die Einwechslung von Marco Reus in der 80. Minute. Der Altstar brachte noch einmal die Linie ins Spiel, die nötig war, um es zu gewinnen. Nun ist Reus seiner ersten Meisterschaft nahe – er, dem es anhaftet, Zweiter zu werden.

Auch Mats Hummels kann noch einmal ganz Großes erreichen. Er fing sich noch eine Platzwunde ein – geschenkt. Terzic: „Mats wurde getackert – aber auch er war richtig gut drauf.“

Vielleicht darf Hummels sich extra erholen – für die anderen gilt: „Wir machen keinen freien Tag“, so Edin Terzic. Alles soll passen,

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