Starnberg – Es hält ihn einfach nicht allzu lange daheim, irgendwann hört der Mann den Ruf des Abenteuers. Jetzt ist es so weit: Stefan Glowacz bricht wieder auf. Die diesjährige Abenteuerreise führt den 58-jährigen Kletterer über die Türkei und den Iran nach Tadschikistan. In jedem der drei Länder stehen Erstbegehungen an Big Walls, also an besonders hohen und steil abfallenden Wänden an. Das Projekt ist für Glowacz aber mehr als ein persönliches Abenteuer.
Von der ursprünglichen Idee, die Hauptstadt Tadschikistans über Russland per Bahn zu erreichen, musste Glowacz natürlich Abstand nehmen. Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn sind aktuell nicht mehr möglich. Von Duschanbe aus sollte es per E-Bike dann ins Aksu Valley gehen. Während der Planänderung entstand die Idee zu „Walls on Silkroad“.
Die abenteuerliche Reise führt nun über die Türkei und den Iran, über Turkmenistan schließlich bis zu den Ausläufern des Pamir Gebirges nach Tadschikistan – über 6500 Kilometer sind das. Begleitet wird Glowacz, der mit seiner Frau am Starnberger See lebt, von Christian Schlesener und Josef Pfnür aus Berchtesgaden. Neu im Team: Tim Glowacz, Sohn von Stefan. Der 26-jährige Kameramann und Filmemacher geht erstmals mit seinem Vater auf Expedition. „Tim wird mit Bildern und Kurzvideos eine Art Reisetagebuch füllen, das ich, sofern möglich, über meine Social-Media Kanäle bereits während der Expedition teilen möchte“.
Das ungewöhnliche Exeditionsfahrzeug, ein aus- und umgebauter Steyr-Puch aus den 1970er-Jahren wird von Christian Schlesener zur Verfügung gestellt. Ob das Gefährt nicht zu militärisch anmutet, schließlich geht es mit dem Iran auch in ein Krisengebiet, für das eine Reisewarnung gilt? „Wir wissen, was wir tun und sind sehr gut vorbereitet“, erklärt Glowacz. „Natürlich werden wir vor Ort auch von einem Dolmetscher aus dem Iran begleitet.“
Los geht’s am 23. Mai. „Auf dem Weg zu unserem finalen Ziel im Pamir Gebirge, möchten wir die Gelegenheit nutzen, in der Türkei und im Iran jeweils zusammen mit einheimischen Alpinisten eine Erstbegehung zu erschließen“ erzählt Glowacz. Schließlich verbinde der Sport unabhängig von Hautfarbe, Religion und Herkunft kletterbegeisterte Menschen auf der ganzen Welt, „Über die gemeinsam verbrachte Zeit werden hoffentlich Freundschaften entstehen, wir so mehr über das jeweilige Land und die Träume, Sorgen, Wünsche und Hoffnungen unserer Mitstreiter erfahren.“ Auch in Tadschikistan werden sich die Kletterer aus Oberbayern mit einem einheimischen Sportler zusammentun.
Die Erstbegehungstrilogie startet im Aladaglar-Gebirge in der Türkei. Danach führt die Reise in den Iran, genauer an den Alam Kooh. Im Anschluss reist das Team über Turkmenistan nach Tadschikistan an die über 1000 Meter hohe Wand des Yaghnob im Pamirgebirge. Stefan Glowacz, Christian Schlesener, Josef Pfnür und Tim Glowacz werden für den Transport der Ausrüstung an die jeweiligen Wände E-Bikes und Anhänger einsetzen. Vom bayerischen Elektromotoren Hersteller TQ aus Seefeld wurden eignes für diese Reisen besondere Solar-Ladestationen entwickelt. Die Rückkehr ist für Mitte September geplant.