Dicke Luft in der Bayern-Familie

von Redaktion

Spieler vermissen Rückendeckung der Bosse – nicht das erste Mal in der Saison

München – Zoff kommt in den besten Familien vor. Nun herrscht dicke Luft in der des FC Bayern – und zwar zwischen den Club-Verantwortlichen und den Stars. Dem Vernehmen nach stören sich einige Spieler daran, von den Bossen seit Monaten öffentlich kritisiert zu werden. Das wurde nach der 1:3-Heimpleite am Samstag gegen RB Leipzig auch für Außenstehende deutlich.

Während sich Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) bewusst vor das ohnehin bereits verunsicherte Team stellte, knöpfte sich Oliver Kahn (53) die Stars im Gespräch mit den anwesenden Medienvertretern vor. Aus seiner Sicht hätten sich die Profis gegen RB „nicht intelligent“ angestellt. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir das im Tank hatten, Leipzig noch besiegen zu können“, befand Bayerns Vorstandsvorsitzender nach dem zwischenzeitlichen 1:1 berechtigterweise. Darauf angesprochen, reagierte Kapitän Thomas Müller (33) gereizt. Das Vereinsurgestein sagte mit ernster Miene: „Es ist okay, wenn er das Gefühl hat. Aber es geht jetzt in erster Linie für uns nicht darum, wer welche Gefühle hat, wer vielleicht meint, dass er weiß, woran es liegt oder sonst was.“

Solch verbale Scharmützel lassen vor allem nach empfindlichen Niederlagen tief blicken, wie es um das Verhältnis zwischen Mannschaft und den Bossen bestellt ist. Dass in der Rückrunde, als Leroy Sané (27) und Serge Gnabry (27) medial zu den Gesichtern der Krise gemacht wurden, die Rückendeckung von Kahn & Co. ausblieb, wurde innerhalb der Mannschaft kritisch registriert. Dass Kahn unter anderem auch die Kabine als Vorwand für die Trennung von Trainer Julian Nagelsmann (35) genommen hatte, kam bei einigen Führungsspielern ebenfalls nicht gut an. Tenor: Die Mannschaft würde für die harte Entscheidung der Vereinsverantwortlichen als Alibi genommen werden. Das unterstrichen Aussagen von Joshua Kimmich (28) und Leon Goretzka (28), die nach dem Nagelsmann-Aus betont hatten, der Coach habe die Kabine nicht verloren.

Auch unter der Ägide von Uli Hoeneß (71) und Karl-Heinz Rummenigge (67) war beim FC Bayern nicht immer alles eitel Sonnenschein. Hinter verschlossenen Türen wurde mit den Spielern natürlich Tacheles geredet. Die beiden nahbaren Bayern-Granden verstanden es allerdings, ihre Mannschaft in stürmischen Phasen, wenn unsachliche Kritik auf sie einprasselte, öffentlich zu schützen und wie eine Glucke zu bewachen. Vor allem Hoeneß hat großen Wert darauf gelegt, dass der FC Bayern eine Familie ist. Das würden sich die sensiblen Stars von der aktuellen Führungsriege ebenfalls wünschen.

Die Spieler können durchaus mit Kritik umgehen, doch für den Weg über die Medien fehlt ihnen das Verständnis. Gut vorstellbar, dass daher auch die Knallhart-Aussagen von Coach Thomas Tuchel (49) – ohne Selbstkritik, aber dafür inklusive langer Fehlerliste des Teams – nach dem Leipzig-Spiel nicht gut bei den Stars ankamen.  pk, bok

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