Zum Saisonfinale

Vorteil Dortmund – auf allen Ebenen

von Redaktion

HANNA RAIF

Die Vorbereitungen für die Titelparty laufen, leicht gedämpft in München, auf Hochtouren in Dortmund. Aber fairerweise muss man sagen, dass auch der Marienplatz heuer, sollte es irgendwie noch klappen mit dieser elften Schale hintereinander, wohl mit deutlich mehr Euphorie befüllt wäre als in den letzten Jahren. Es ist nur logisch, dass Last-Minute-Erfolge andere Emotionen freisetzen können als lange feststehende Serien-Titel – und das Gefühl so am Ende einer eigentlich total verkorksten Saison sogar positiver wäre. Nur gibt es seit Samstagabend wenige und seit Sonntagabend kaum mehr Anhaltspunkte, an dieses Happy End in Rot zu glauben. Stand jetzt spricht am letzten Spieltag in der Meisterentscheidung alles für den BVB: Das Momentum, die Spieler, die Fans. Und vor allem: all das zusammen.

Die Gründe dafür sind freilich vielschichtig. Sie liegen auf dem Platz wie daneben, in Führungsebenen, Trainerteams und auf den Tribünen. Und es wäre auch vermessen zu sagen, dass Borussia Dortmund auf dem Weg vom Möchtegern-Bayern-Jäger zum echten Kontrahenten alles richtig gemacht hat. Nicht mal diese Saison, an deren Ende der erste Titel seit 2012 stehen könnte, war von Konstanz geprägt. Dass man nun, vor den letzten 90 zu spielenden Minuten, schon eine Hand an der Schale hat, hängt vor allem damit zusammen, dass der BVB den Spirit entwickelt hat, den die Bayern sukzessive verloren haben. Da steht ein Team, das füreinander einsteht und an sich selbst glaubt. Und eine Unterstützung im Rücken spürt, die man in München – siehe aus der Arena flüchtende Fans beim 1:3 gegen Leipzig – nicht mehr kennt.

Wenn Edin Terzic sagt, seine Spieler können sich „alles kaufen, was sie wollen“, hat er Recht. Genauso aber muss man ihm zustimmen, wenn er hinzufügt: „Was sie sich nicht kaufen können, ist dieser Moment, nächste Woche ins Stadion zu kommen.“ Unbezahlbar sind Sekunden wie diese für all die Spieler, für das Sammeln von Titel kein täglich Brot ist. Auch das ist nicht nur als Vorwurf an die Spieler des FC Bayern zu verstehen; wenn man zehn Mal dasselbe erlebt hat, ist es nicht mehr so spannend wie bei der Premiere. Ob Autos, Häuser und Urlaube parallel wichtiger geworden, muss jeder Bayern-Profi für sich beantworten.

So oder so: Fans und Fußballliebhaber sollten den kommenden Samstag genießen. Er wird historisch werden – und eine mögliche Party auf dem Borsigplatz bis nach München hallen. Für den Moment mit unerträglichen Tönen, auf Sicht aber mit hilfreichen. Für Bosse, Spieler und Fans.

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