Bayern-Legenden stehen Real-Star bei

von Redaktion

Sergio und Ze Roberto zum Fall Vinicius Jr: „In der Welt ist kein Platz für Rassisten“

VON PHILIPP KESSLER UND HANNA RAIF

München – 96 Sekunden. So lange dauert das Video, das Vinicius Junior (22) am Montag auf seiner Instagram-Seite geteilt hat. Es sind 96 Sekunden voller Hass gegen seine Person. „Affe“, „Geh und hol’ Bananen“, „schwarze Sch…“, „Stirb, Vini“ – nur ein paar der Beschimpfungen, die sich der Star von Real Madrid in der laufenden Saison von den gegnerischen Fans anhören musste. Zuletzt am vergangenen Sonntag in Valencia (0:1). Fakt ist: Die spanische Liga hat spätestens jetzt eine große Rassismus-Debatte. Und Vinicius Jr. erhält Unterstützung aus aller Welt.

Die Anfeindungen gegen den Offensivspieler wurden unter anderem vom brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und von dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez scharf kritisiert. Die normalerweise hell-erleuchtete Christus-Statue hoch über Rio de Janeiro blieb am Montagabend aus Protest für eine Stunde lang im Dunkeln. Auch Legenden des FC Bayern – der Rekordmeister, allen voran Präsident Herbert Hainer (68), setzt seit Jahren mit der Iniative „Rot gegen Rassismus“ ein Zeichen – stehen dem Brasilianer zur Seite. „Im Fußball und in der Welt ist kein Platz mehr für diese Rassisten. Es muss etwas Hartes getan werden, um diese Menschen aus den Stadien zu vertreiben“, sagt Paulo Sergio (53) unserer Zeitung. „Wir müssen uns Vini Jr. im Kampf gegen Rassismus anschließen und zeigen, dass es eine erhabene Art zu leben gibt, die von altruistischer, gebender, respektvoller und wahrer Liebe geleitet wird, die das Leben wertschätzt und alle Ungerechtigkeit und Gewalt anprangert.“

Auch Ex-Bayern- und Real-Profi Ze Roberto (48) springt seinem Landsmann zur Seite. „Die kriminellen Handlungen gegen Vini sind ein Rückschlag für den Fußball und ein Tor gegen die Menschlichkeit.“ Adolfo „El Tren“ Valencia (55), der unter anderem für den FC Bayern und Atletico Madrid spielte, fühlt ebenfalls mit Vinicius Jr.. „Ich bewundere ihn“, sagt der Kolumbianer unserer Zeitung. „Als ehemaliger Kollege kann ich ihm nur dazu raten, erhobenen Hauptes nicht zu viel auf die Hetze und Schmähungen der gegnerischen Fans zu geben – auch, wenn es schwerfällt.“

Am vergangenen Wochenende in Valencia platzte Vinicius Jr. allerdings der Kragen: „Die Meisterschaft, die einst Ronaldinho, Ronaldo, Cristiano und Messi gehörte, gehört heute den Rassisten“, schrieb der Brasilianer. „Eine schöne Nation, die mich willkommen geheißen hat und ich liebe, die sich aber bereit erklärt hat, das Bild eines rassistischen Landes in die Welt zu exportieren.“ Vinicius Jr. warf der spanischen Profi-Liga zudem vor, Rassismus als „normal“ zu betrachten. Liga-Chef Javier Tebas wies diesen Vorwurf zurück.

Am Dienstag wurden insgesamt sieben Personen festgenommen, denen in zwei verschiedenen Fällen ein Hassverbrechen zur Last gelegt wird. Amtlichen Angaben zufolge waren darunter drei Personen, die in dem Verdacht stehen, Vinicius Junior rassistisch beleidigt zu haben. Nach einem Verhör wurden sie unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt.

Der spanische Verband hat den FC Valencia mittlerweile mit einem Teilausschluss von Fans bestraft. Für fünf Spiele dürfen keine Zuschauer auf die Südtribüne des Mestalla-Stadions. Darüber hinaus wurde gegen den Verein eine Geldstrafe von 45 000 Euro verhängt. Am Mittwoch teilte Valencia mit, in Berufung zu gehen…

Immerhin: Die Rote Karte, die Vinicius Jr. am Sonntag kassiert hatte, wurde von der spanischen Liga annulliert.

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