Dortmund – Die Bierfässer stapeln sich bis zur Kneipendecke, die riesige Meisterparty am Borsigplatz ist bis ins Detail geplant, die Fans können kaum noch schlafen. Dortmund ist bereit, so richtig auszurasten – und Hans-Joachim Watzke hat vor dem goldenen Matchball plötzlich sehr viele alte „Freunde“.
Das geht dann so: „Wir haben in der dritten Klasse doch Religionsunterricht zusammen gehabt. Und ach, ich brauch’ unbedingt noch zwei Tickets für Samstag“, berichtete der BVB-Boss vor dem großen Finale einer verrückten Bundesligasaison lachend. Letzte Hotelzimmer an der vier Kilometer langen Meistertruck-Strecke für Sonntag kosten ab 600 Euro aufwärts, mehr als 250 000 Menschen werden erwartet.
Das Problem ist nur: Noch ist Borussia Dortmund nicht Deutscher Meister.
90 Minuten und ein Sieg gegen den FSV Mainz 05 trennen den ausgehungerten BVB davon, dem wankenden Giganten FC Bayern nach quälenden zehn Jahren die Schale zu entreißen. Ganz ohne wilde Motivationsriten. „Das Spielfeld ist genauso groß wie letzte Woche, der Ball genauso rund“, sagte Trainer Edin Terzic, der laut Bild für den Titel eine Prämie von einer Million Euro erhalten soll.
Alles soll so normal wie nur möglich ablaufen. „Der Schlüssel ist, in einer besonderen Woche nichts Besonderes zu tun“, betonte Terzic. „Es geht nicht um außergewöhnliche Dinge, es geht darum, auszublenden, wo man steht und wann das Spiel ist. Wir wollen den gemeinsamen Weg krönen.“
300 000 Eintrittskarten hätte Borussia Dortmund verkaufen können, 800 Journalistinnen und Journalisten haben um Akkreditierung gebeten. Die Aktie ist um 30 Prozent in die Höhe geschossen, das Goldene Buch der Stadt quasi schon aufgeschlagen.
Die größte Feier der jüngeren Stadtgeschichte, sie kann also kommen. „Eine Meisterparty mit der Schale auf dem Borsigplatz zu erleben, stelle ich mir unglaublich vor“, sagte Sebastien Haller, der mit seinem Comeback nach Krebserkrankung das Märchen der Saison geschrieben hat. Da ist aber auch noch Terzic, da ist Marco Reus, der so lange auf den Meistertitel wartet. Und Mats Hummels, zum alten Eisen gezählt, aber plötzlich wieder gefragt. sid