Bled – Ein erneut ungekrönter Solist, ein enttäuschender Achter – und viele Fragezeichen vor der WM: Bei den Europameisterschaften im slowenischen Bled erreichte die deutsche Ruder-Flotte lediglich ihr Minimalziel. Hoffnungsträger Oliver Zeidler holte am Sonntag Bronze, verfehlte damit aber das ersehnte Gold klar. Etwas mehr als ein Jahr vor Olympia in Paris blieb es die einzige Podestplatzierung für den Deutschen Ruderverband.
Die Enttäuschung war Zeidler anzusehen. Mit leicht gequältem Blick nahm er seine Bronzemedaille entgegen. „Die Arme haben mir nicht mehr gehorcht“, sagte er: „Ich wollte natürlich mehr, aber zumindest fahre ich nicht mit leeren Händen nach Hause.“ Doch mit dem dritten EM-Titel nach 2019 und 2021 wurde es nichts. Der Niederländer Leonard van Lierop und Stefanos Ntouskos aus Griechenland schoben sich vor den Titelfavoriten. „Vorne und hinten war es gut – zwischendrin hatte ich ein bisschen zu kämpfen, weil ich nicht wirklich in meinen Rhythmus gefunden habe“, so Zeidler.
Im Halbfinale hatte sich Zeidler noch mit drei Sekunden Vorsprung auf Ntouskos durchgesetzt. Bei der Heim-EM im Vorjahr hatte der zweimalige Weltmeister nach einem Einbruch überraschend eine Medaille verpasst. Noch bitterer patzte er bei Olympia 2021: Damals verfehlte er in Tokio als großer Favorit unerwartet den Endlauf. Noch gedämpfter als bei Zeidler war die Stimmung beim einstigen deutschen Flaggschiff: Der Achter um Schlagmann Marc Kaufmann knüpfte mit Rang vier an die jüngsten Enttäuschungen an. 2022 war das Paradeboot bei der Heim-EM in München ebenfalls nur Vierter geworden, dazu verfehlte das einstige Ausnahmeboot bei der WM erstmals seit 23 Jahren den Endlauf. Die Ursachenforschung ist rund drei Monate vor der WM in Belgrad längst angelaufen. „Unsere Aufgabe wird nun sein, die Lücke zuzufahren. Es kommen ja auch noch die Überseenationen dazu“, sagte die neue Achter-Bundestrainerin Sabine Tschäge. Ihre Mannschaft sei „über die gesamte Strecke zu harmlos“ gefahren.
Der Druck wird nicht geringer: In Belgrad ist mindestens Rang fünf Pflicht, um die Qualifikation für Paris zu sichern. Auch sonst hatte der DRV am malerischen Bleder See kaum Anlass zum Jubeln. In den 14 olympischen Bootsklassen gab es nur die eine Podestplatzierung durch Zeidler. dpa