Der erste Teil der Relegation zur Bundesliga ist gespielt, und wir stellen fest: Es führt der Kappen-Coach. Sebastian Hoeneß, Trainer des mit 3:0 siegreichen VfB Stuttgart, trägt bei seiner Arbeit – sowohl der am Spielfeldrand als auch bei Pressekonferenzen – grundsätzlich eine Baseball-Cap. Tim Walter vom unterlegenen Hamburger SV hingegen stellt seinen grauen Schopf ohne Kopfbedeckung zur Schau. Der farbgleiche Rauschebart und das Haupthaar bilden ein markantes Ensemble.
Es hat Einzug gehalten im Fußball, dass man Trainer kategorisiert: Hier die Hampelmänner in der Coaching-Zone, dort – aber immer seltener werdend – die stoisch auf der Bank Verwurzelten. Oder, und das ist die Hauptunterscheidung: Die Laptop-Trainer mit Matchplan auf der Festplatte versus die Bauchmenschen, die glauben, eine Blut-Schweiß-Tränen-Rede und eine Überraschung in der Aufstellung tun es auch. Dazugekommen ist nun: Es gibt Trainer mit Baseballmütze und Trainer ohne dieses Accessoire.
Thomas Tuchel zum Beispiel. Das Foto vom 24. März, das ihn bei der Vertragsunterzeichnung zwischen Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn zeigt, ist das bis dato letzte mit barem Haupt. Danach setzte Thomas Tuchel eine Baseballkappe auf und nicht mehr ab. Warum? Ein Grund kann das schüttere Haar sein, denkbar ist jedoch auch, dass das breite Schild einen Schatten legen soll über seine ungläubig und verzweifelt nach der Klasse der Bayern-Mannschaft suchenden Augen. Sebastian Hoeneß fing mit der Kappe in seiner Münchner Zeit an, bei Bayern II, als er zunächst im Verdacht stand, den Job nur wegen des Namens bekommen zu haben – da zog er wohl das schützende und anonymisierende Element auf. Urvater der Cap-Coaches ist natürlich Jürgen Klopp – wobei in seinem Fall der primäre Antrieb unklar ist. Vertuschung von Haarausfall (vor der Transplantation)? Werbefläche? Markenzeichen?
Bestbehüteter Trainer ist Steffen Baumgart. Das Coaching erledigt er mit der Schiebermütze, zu Interviews setzt er die „1. FC Köln“-Baseball-Cap auf. Irgendwas hat er immer auf dem Kopf – weswegen man ihn ohne gar nicht auf Anhieb erkennen würde. Genial.
Nun blicken wir aufs Pokalfinale: Leipzigs Marco Rose ist ein Hybrid, der sich nach Wetterlage entscheidet: Kappe oder nicht. Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt) ist noch ein Trainer vom alten Schlag und eine billige Kappe bei ihm so undenkbar wie bei Jogi Löw, Ottmar Hitzfeld oder Otto Rehhagel. Aber wenn er am Samstagabend in Berlin kurz die Cap mit dem Aufdruck „Pokalsieger 2023“ aufsetzen würde, wäre das schon okay.
Guenter.Klein@ovb.net