Sandro Cocker war in Bremen – doch die Stimme blieb in Unterhaching

von Redaktion

TV-KRITIK

Das ZDF hört mit dem Fußball-Übertragen gar nicht mehr auf. Zwei Tage nach dem Champions-League-Finale folgte gestern gegen die Ukraine das 1000 Länderspiel der Nationalmannschaft. Und das hat gezeigt, dass es doch noch Freundschaftsspiele gibt – in Zeiten, in denen dieser Begriff eigentlich abgeschafft ist. Nur Hachings Aufstiegs-Legende Sandro Wagner tut sich hart mit Friedenstauben. Er forderte von der Hansi-Elf „volle Attacke“ gegen die Ukraine. Aber das war nicht bös gemeint. So ist er halt, der Sandro.

– Die Moderatorin: Sobald es staatstragend wird, ist Katrin Müller-Hohenstein mit ihrer Merkelhaftigkeit die ideale Besetzung. „Es ist ein Spiel für den Frieden, es ist ein Fest für den Frieden“, verriet KMH zurecht. Und sie war perfekt vorbereitet: „Das Torverhältnis in den 999 Spielen lautet 2250 zu 1174. Und, Sandro, fünf sind von dir.“ Noch intensiver recherchiert hatte nur der Bundespräsident, der sich ans erste Länderspiel erinnerte: „An den Videobeweis war noch nicht zu denken.“ Kein Kölner Keller – es war nicht alles schlecht 1908.

– Der Experte: Sandro Wagner feierte seine offizielle Premiere als ZDF-Experte – davor war er ja nur illegal von DAZN gemopst. Seine Stimme hatte er nach rauschender Aufstiegsparty daheim in Haching gelassen. Er klang rostig wie Joe Cocker selig nach neun Whisky und fünf Cohiba. Kaum zu glauben: Zwischen Aufstieg und ZDF-Erklären hat Sandro Cocker am Montag in Frankfurt auch noch die Prüfung zur Trainer-A-Lizenz bestanden: „Wenn ich nächstes Jahr den Fußballlehrer mache, dürfte ich wirklich jede Mannschaft trainieren.“ Achtung, Tuchel, der Wagner kommt!

– Die Kommentatoren: Olli Schmidts wichtigste Sätze drehten sich gestern nicht um Fußball, sondern um Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine: „Seit mehr als 15 Monaten ist dort das Unmenschliche Normalität, nicht so weit weg von uns in Deutschland. Ein Krieg, der Leben tötet, der Zukunft zerstört.“ Da wurde Fußball unwichtig. Dem launigen Haching-Krächzer hat man trotzdem gern zugehört. Er war so geschwächt, dass er über Ukraine-Stürmer Yarmolenko windschief fabulierte: „Er pumpt wie ein Rohrspatz.“ Da wurde Sandro beinahe zum Claudio Neumann. Aber wer gerade aufgestiegen ist, darf gern schimpfen wie ein Maikäfer. JÖRG HEINRICH

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