Bremen – Das Bremer Publikum verabschiedete Sergej Rebrow und die ukrainische Nationalmannschaft auf der Ehrenrunde durchs Weserstadion zum Benefiz-Hit „That’s what friends are for“ geradezu euphorisch. „Wir haben ihre Unterstützung gespürt“, schwärmte der Trainer nach seinem auch fußballhistorisch bedeutsamen Debüt von den Fans und sprach voller Pathos von diesem „wichtigen Spiel“ – für ihn persönlich, vor allem aber für das vom Krieg zerrissene Land.
Auf der Ehrentribüne sah der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew in diesem 3:3 (2:1) bei der DFB-Auswahl „ein Zeichen, dass wir miteinander stehen“. Und auch er hob die riesige Bedeutung dieses Abends „für uns und für meine Landsleute“ vor Ort und zu Hause hervor.
Wer den Kickern und Politikern aus der Ukraine zuhörte, verstand: Bremen gab der Ukraine ein bisschen Hoffnung und ein wenig Kraft in schwersten Zeiten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einem „besonderen Zeichen an ein Land, das im Krieg ist, das leidet“. Und das trotzdem zeigte, was in ihm steckt.
Trotz all der Widrigkeiten waren die Gelb-Blauen nah dran am ersten Sieg über Deutschland im neunten Vergleich. „Wir haben eine gute Leistung gezeigt, hätten mehr Tore schießen können“, sagte Rebrow, der erst seit dem 7. Juni im Amt ist. Die Zeitung Fakty bejubelte ein „Torspektakel“, das Blatt Sport stellte verblüfft fest: „Irgendwann schien es, dass die Ukraine 4:1 oder 5:1 gewinnen könnte.“ Das Remis aber sei wohl das „logische und würdige Ergebnis eines Spiels, bei dem der Sieger nicht so wichtig war“.
Wie nebensächlich Fußball ist, wurde in Bremen deutlich. Bei den Sprechchören für die Streitkräfte der Ukraine („Zbroini syly Ukrainy“), die das Spiel der Front auf ihren Handys verfolgten. Durch Friedenstauben, aber auch durch die Zeichen des Krieges auf den Plakaten („Danke, jetzt habe ich Leopard“).
Als die Anfeuerungen verklungen waren, machten sich Doppelpacker Viktor Tsygankov und die anderen auf in eine ungewisse Zukunft. In der Qualifikation zur EM 2024 warten die Spiele am Freitag in Nordmazedonien und drei Tage später gegen Malta „zu Hause“ im slowakischen Trnava. Der Auftakt in England ging 0:2 verloren, die EURO scheint in der Gruppe C mit Italien unerreichbar. Da können auch die auf der Ehrenrunde besungenen deutschen „Friends“ nicht helfen. sid