Ljubljana/Köln – Elf lange Jahre blieb nur die Zuschauerrolle. Wenn es bei Europameisterschaften um Gold, Silber und Bronze ging, waren die Basketballerinnen aus Deutschland regelmäßig nicht dabei. Nun kommt es zum Comeback, drei Jahre vor der wichtigen Heim-WM soll die erste Stufe auf einem Weg nach oben genommen werden.
„Wir sind am Beginn eines Prozesses. Es liegen wirklich gute Dinge vor uns“, sagt Lisa Thomaidis. Erst Ende April hat die Kanadierin den Posten als Bundestrainerin übernommen, sie folgte auf den US-Amerikaner Walt Hopkins, der trotz der Qualifikation für die EuroBasket in Slowenien und Israel (15. bis 25. Juni) ging.
Thomaidis, 50, musste beim Jobangebot nicht lange überlegen. Den Kontakt stellte Bundestrainer Gordon Herbert her, der im Vorjahr mit den Männern EM-Bronze holte und auch aus Kanada kommt. „Er hat mir gesagt, dass es eine offene Stelle gibt, und gefragt, ob ich interessiert bin“, so Thomaidis, „ich dachte: warum nicht?“
Seither blieb nicht viel Zeit. Am 17. Mai begann in Kienbaum die Vorbereitung, es folgten fünf Testspiele, die Generalprobe am Sonntag gegen Gastgeber Italien in Pordenone glückte (70:65). Und die neue Chefin an der Seitenlinie ist zufrieden.
„Mir gefällt, was ich bislang gesehen habe“, sagt die Trainerin. Ihr Team sei aber noch „im Aufbau. Wir legen die Grundlage“, erklärt Thomaidis und stellt sich dabei vor allem eine Frage: „Wie können wir unser Potenzial, unsere Stärke maximieren?“
Ihr fehlen die starken Sabally-Schwestern Satou (25) und Nyara (23). Beide legen in diesem Sommer ihr Augenmerk auf die US-Profiliga WNBA. Und so heißen die Schlüsselspielerinnen Leonie Fiebich und Marie Gülich, beide stehen in Spanien unter Vertrag.
Forward Fiebich (23), wertvollste Spielerin (MVP) der spanischen Liga, ist „ein tolles Talent“, sagt Thomaidis: „Auf dem Feld macht sie den großen Unterschied.“ Gülich (29) sei „am erfahrensten“, unter anderem lief die Center-Spielerin drei Jahre in der WNBA auf.
Nur vier von zwölf Akteurinnen stehen in Deutschland unter Vertrag. Alle anderen hat es ins Ausland gezogen, das Niveau der Bundesliga reicht nicht, woanders geht es professioneller zu. Als einzige Spielerin von Meister Rutronik Stars Keltern ist Alexandra Wilke dabei.
Beim Comeback hat Deutschland, für Fiebich ein „kompletter Underdog“, schwierige Aufgaben in der Vorrunde. Los geht es Donnerstag (20.45 Uhr) in Ljubljana gegen Vize-Europameister Frankreich, am Freitag wartet Co-Gastgeber Slowenien, am Sonntag Großbritannien (alle Spiele kostenfrei bei MagentaSport). Nur der Gruppenerste kommt direkt ins Viertelfinale, die Teams auf den Plätzen zwei und drei können die Runde der besten Acht über eine Zwischenrunde erreichen.
Thomaidis denkt nicht zu sehr an Ergebnisse. Man wolle erst einmal beweisen, dass das deutsche Team zurecht dabei ist: „Wenn wir uns den Ball teilen, hart spielen, in der Defense funktionieren, dann bin ich glücklich.“ sid