München – Zan Tabak muss nicht lange überlegen. Natürlich hat er die Zeit mit Pablo Laso noch in bester Erinnerung. Kein Wunder, als Lasos Assistent erlebte der Kroate auch das größte Highlight seiner sportlichen Karriere. 2015 holten beide zusammen die Euroleague. Das ist lange her, doch die Überzeugung ist geblieben: „Pablo ist einer der besten, wenn nicht der beste Coach Europas.“
Doch was macht diesen Mann aus, der nun den FC Bayern auf die berühmte nächste Stufe heben soll? Natürlich ist Laso ein Stratege, Der 55-Jährige war als Aktiver Pointguard – ein Spielgestalter – ein Mann mit großem Verständnis für den Basketball. Doch die Dinge liegen noch tiefer. Für alte Wegbegleiter hat Laso alle Qualitäten eines Menschenfängers. „Er ist ein toller Kommunikator, der eine Gruppe überzeugen und führen kann“, sagte Zan Tabak.
Einen kleinen Vorgeschmack davon hat Laso schon bei seiner Vorstellung am Montag im Audi Dome gegeben. Mit funkelnden Augen erzählte der Baske da über den Basketball und sich selbst. Bis hin zu den Freunden, die ihm über die Jahre immer wieder ein Engagement bei den Bayern hatten nahebringen wollen. So beharrlich, dass er zwischenzeitlich rätselte: „Was ist bitte mit Bayern nicht in Ordnung? Und mit meinen Freunden?“
Doch die Frage wird sein: Was kann der Trainer-Star tatsächlich bei den Bayern bewegen? In den Fanforen regierte zu Wochenbeginn noch die Skepsis. Was erwartbar war, nach den überschaubaren Vorstellungen im Endspurt der Saison. Wobei schon durchklingt, dass sich doch einiges verändern dürfte. Dass der Pokalsieger ein „Facelift“ vornehmen wird, wie Geschäftsführer Marko Pesic befand.
Das „Herzstück“ der deutschen Profis will auch Laso unbedingt halten. Daneben allerdings kann sich nur Vladimir Lucic seiner Sache sicher sein – der Kapitän steht noch für zwei Jahre unter Vertrag. Sportchef Daniele Baiesi deutete zuletzt an, dass er auch Nachkauf Zylan Cheatham gerne an Bord halten würde. Doch das, wie so vieles anderes, wird in diesen Tagen in den Gesprächen der sportlichen Führung geklärt.
Erwartbar ist auch: Das Bayern-Spiel wird sich ändern. Zwar ist auch Laso ein Trainer, der sein Spiel eher an seinen Kader anpasst als den Kader an sein Spiel. Und doch stand der langjährige Coach von Real Madrid, anders als das Gros seiner Vorgänger, in seiner Karriere bislang für attraktiven Offensivbasketball. Der Bayern-Führung wird das nur Recht sein. Immerhin steht nach der kommenden Saison der Umzug in den SAP Garden an, Werbung in eigener Sache tut dann mehr denn je Not. „Wir wollen attraktiv und gut spielen“, sagte Laso, „die Siege kommen dann von selbst. Da mache ich mir keine Sorgen.“
Ob die Ära Laso in München dann auch eine erfolgreiche wird – Zan Tabak ist da mit seiner Prognose noch zurückhaltend. „Ob du Erfolg hast, kommt natürlich vor allem auf die Bedingungen an, die du im Verein zur Verfügung hast“, sagte der Kroate, „aber in einem bin ich mir absolut sicher: Er wird Bayern auf jeden Fall weiterbringen.“ PATRICK REICHELT