Los Angeles/Frankfurt – Der US-Senat ist alarmiert, der gescholtene Tour-Chef verschwindet, der Top-Favorit fühlt sich „verraten“: Vor dem Start der 123. US Open am Donnerstag im Los Angeles Country Club ist die Golfwelt (schon wieder) komplett aus den Fugen geraten. Der angekündigte Zusammenschluss der zuvor bis aufs Blut verfeindeten Touren überschattet das dritte Major des Jahres, bei dem der deutsche Ex-Champion Martin Kaymer sein Comeback auf der großen Bühne feiert.
„Ich möchte daran glauben, dass es das Beste für uns alle ist“, kommentierte der spanische Titelanwärter Jon Rahm die spektakuläre Vereinbarung zwischen der PGA-, der Europa- und der LIV-Tour, die zahlreiche Kritiker als Übernahme des Profigolfs durch Saudi-Arabien anprangern: „Ich denke aber, dass sich viele Leute ein wenig verraten vom Management fühlen.“
Der Chef eben jenes Managements will sich die harsche Kritik nicht mehr länger anhören. Die PGA ließ am Mittwoch wissen, dass sich Commissioner Jay Monahan aus „gesundheitlichen Gründen“ aus dem Tagesgeschäft zurückzieht.
Dabei war Monahan erst in der vergangenen Woche bei der Bekanntgabe des Deals mit dem saudischen Staatsfonds zum Geschäftsführer des neuen „Handelsunternehmens“ aufgestiegen – nachdem er zuvor die LIV-Tour mit all ihren finanziellen Auswüchsen inklusive des Abwerbens zahlreicher Topspieler mittels astronomisch hoher Gagen heftig bekämpft hatte. Monahan wurde daraufhin „Heuchelei“ vorgeworfen. Superstar Rory McIlroy machte keinen Hehl daraus, dass er „LIV immer noch hasse“.
Die geplante Verschmelzung der Touren, von der immer noch keine konkreten Pläne bekannt sind, rief sogar den US-Senat auf den Plan. Der „Ständige Unterausschuss für Untersuchungen des Senats“ leitete zu Wochenbeginn ein Prüfverfahren ein und forderte die PGA und LIV zu gezielten Auskünften binnen einer Frist von 14 Tagen auf. Der Ausschussvorsitzende Richard Blumenthal will das „Sportswashing“ nicht hinnehmen und wies auf den „tief verstörenden“ Umgang der Saudis mit Menschenrechten hin.
LIV-Profi Kaymer, der aufgrund seines Triumphs im Jahr 2014 ein Startrecht genießt und nach über einem Jahr wieder bei einem Major abschlägt, hat damit weniger Probleme. Der 38-Jährige forderte seine Ex-Kollegen hämisch zum Wechsel auf die zweitklassige japanische Tour auf. „Ich bin gespannt auf die Reaktion all der Leute, die gesagt haben ‘Wir wollen nicht um blutiges Geld spielen, wir wollen nicht unsere Seelen verkaufen’, sagte Kaymer dem Telegraph: „Jetzt müssen sie wohl nach Japan ziehen, um Wort zu halten.“
Neben Kaymer sind 14 weitere LIV-Profis auf dem Platz, auf dem 1940 zuletzt ein PGA-Turnier stattgefunden hat, am Start. sid