Jobgarantie und freie Hand für Flick

von Redaktion

Sportdirektor Rudi Völler erklärt, warum es keinen Trainerwechsel geben wird

VON GÜNTER KLEIN

Frankfurt/München – „Hansi Flick ist ein absoluter Top-Trainer“ und „Natürlich wird Hansi Flick Bundestrainer bleiben“ – das waren die zentralen Sätze von DFB-Sportdirektor Rudi Völler. Er hatte sich für die Sonntags-Pressekonferenz, die erste Medienaktivität nach einer erneuten Nationalmannschafts-Enttäuschung, dem 0:1 in Polen, selbst eingeteilt. Weil er glaubte, das Land brauche eine unmissverständliche Botschaft. Solch ein Verband, erklärte er, sei nicht wie ein Verein – und als sein Beispiel diente Bayer Leverkusen, wo er vor einem Jahr offiziell ausgeschieden war.

Aber er bekam noch aus der Nahperspektive mit, wie seine Nachfolger bei Bayer 04 sich mit der Frage herumquälten, wie sie nach dem missglückten Saisonstart mit dem bis dato erfolgreichen und sehr geschätzten Gerardo Seoane umgehen sollten. „Er ist ein Top-Trainer, du magst ihn nicht beurlauben – aber die Ergebnisse lügen nicht, und wenn du nach acht, neun Spielen auf dem letzten Platz stehst, macht dir die Tabelle Angst.“ In Leverkusen kam es so zum Wechsel (Xabi Alonso für Seoane) – doch die deutsche Nationalmannschaft sei ein anderer Fall. Sie kann nicht absteigen, es besteht keine Gefahr, dass sie eine Qualifikation vergeigt in diesem speziellen Fall der Europameisterschaft 2024 in Deutschland, für die sie gesetzt ist. Klar gehe es um gute Ergebnisse auch jetzt – „aber das Wichtigste ist die EM“, predigt Völler. Und die Fußball-Interessierten, mit denen er spreche, würden erkennen lassen, „dass sie uns anfeuern und hinter uns stehen wollen“. Dass sie derzeit „grummeln und pfeifen“, sei verständlich – könne sich aber schnell ändern.

Ohne dass es explizit ein Gespräch über Hansi Flick gegeben habe, könne Völler diese Job-Garantie ausstellen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf war mit in Warschau, mit Taskforce-Chef Aki Watzke habe er in dessen Urlaub telefoniert – man sei sich einig: Flick „ist der richtige Trainer, um eine gute EM zu spielen“. Daher hat er freie Hand. Und als Beleg dafür, dass Experimente sein müssten, diente das gute Debüt von Abwehrmann Malick Thiaw (AC Mailand) in Warschau: „Wenn die ersten Elf spielen würden, hätten wir diesen wunderbaren Spieler gar nicht gesehen.“ Hansi Flick eröffne den Blick auf solche Spieler, das spreche für den Bundestrainer, „der nach der WM nicht einfach ,Weiter so’ gesagt hat“.

Robin Gosens, linker Verteidiger, fand, das 0:1 in Polen sei vom Spiel her deutlich besser gewesen als das 3:3 gegen die Ukraine: „Ich hatte auf dem Platz das Gefühl, dass es kein Freundschaftsspiel war, sondern um mehr ging. Wir waren in der zweiten Halbzeit giftig und gallig, da ist schon eine Entwicklung.“ Aber Gosens, gerade Bachelor der Psychologie geworden und ambitioniert auf den Masters-Titel („Ich will mal mein eigenes kleines Studio haben und Menschen, die unter Druck stehen, behandeln“), weiß sehr wohl, dass die Öffentlichkeit ein unmissverständliches Signal braucht: einen Sieg gegen Kolumbien (Dienstag, 20.45 Uhr) in Gelsenkirchen zum Abschluss der Saison. „So bringt man Positivität rein.“

Der wunderbare Malick Thiaw wird wohl wieder spielen, auch Champions-League-Sieger Ilkay Gündogan (Völler: „Wir haben ihn mit Applaus empfangen“). Gosens: „Er ist ein Mehrwert als Leader.“ Rudi Völler erklärt Kolumbien „zum wichtigen Spiel, um den Menschen zu zeigen, dass sie auf uns bauen können“. Und auf „Hansi, der was aushalten muss. Und das kann er.“

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