München – Was ist nur mit der deutschen Nationalmannschaft los? Das Team von Hansi Flick hat von den letzten 15 Länderspielen nur vier gewinnen können. Knapp ein Jahr vor der Heim-EM herrscht Krisenstimmung – und die ist auch dem heutigen Gegner Kolumbien nicht entgangen. Trotzdem ist der Respekt vor der DFB-Elf bei den Südamerikanern groß, wie Kultstürmer Adolfo Valencia (55), genannt El Tren (auf Deutsch: der Zug) betont. „Deutschland ist seit jeher bekannt für seine starke Mannschaft und tollen Spieler. Aktuell haben sie aber eine Schwächephase“, sagt der ehemalige kolumbianische Angreifer des FC Bayern.
Das Testspiel sei eine große Partie mit weltweiter Strahlkraft. „Ich hoffe natürlich, dass Kolumbien gewinnt. Aber gleichzeitig verspüre ich große Bewunderung und Respekt für Deutschland“, so El Tren, der dem Fußball-Patienten DFB quasi gute Besserung wünscht. „Ich hoffe und wünsche, dass Deutschland bald wieder besser wird.“ Die kolumbianische Auswahl steht in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 17, nur drei Plätze hinter dem DFB-Team. Vor dem Aufeinandertreffen warnt El Tren Deutschland vor einem Frankfurt-Stürmer: „Rafael Borré ist besonders gefährlich.“ Beim 1:0 am vergangenen Freitag in Valencia gegen den Irak blieb der 27-jährige Angreifer der Eintracht torlos.
Auf einen Star verzichtet Kolumbien aktuell freiwillig: James Rodriguez (31). Der Torschützenkönig der WM 2014 versteht die Entscheidung. Der Grund dafür: Der einstige Offensiv-Star von Real Madrid und Bayern München ist seit April vereinslos. Sein Vertrag beim griechischen Verein Olympiakos Piräus wurde aufgelöst. Angeblich aufgrund regelmäßiger Nachtclub-Besuche. „Ich war nie an solchen Orten. Und selbst wenn doch: Warum sollte ich es nicht zugeben? Ich habe kein Problem damit“, wehrte sich James nun im Interview mit dem kolumbianischen Magazin Semana.
Er wittert sogar eine Verschwörung: „Es gab eine Art Komplott von Leuten, die die Macht haben, eine kleine Kampagne gegen mich auszurichten.“ Konkret nennt er den Vorstand der Griechen. „Ich glaube, sie haben das getan und mit Leuten gesprochen, um das nach außen zu streuen. Aber ich war nie an solchen Orten“, so James.
Er will zurück in die kolumbianische Nationalmannschaft. Unter Trainer Nestor Lorenzo (58) hat das Team in sieben Spielen fünfmal gewonnen und nie verloren. „Er ist gut“, meint James über den ehemaligen Assistenten von Ex-Kolumbien-Coach Jose Pekerman (73), der zwischen 2012 bis 2018 die Verantwortung hatte. James über den Nachfolger von Carlos Queiroz (70): „Er kennt den Job, die Spieler, und ich denke, wir werden mit ihm gut klarkommen.“ El Tren ist ebenfalls zuversichtlich, dass sowohl Kolumbien als auch James schnell wieder zurück zu alter Stärke finden. „Wir Kolumbianer bewundern ihn sehr. Er hat für die Spieler viele Türen geöffnet. Ich werde immer nur Gutes über ihn sagen“, schwärmt Valencia. „James ist eine Legende. Er hat eine große Karriere, viel Erfahrung. Er kann der Nationalmannschaft noch immer helfen.“ PHILIPP KESSLER