Mini-Olympia mit exotischen Disziplinen

von Redaktion

European Games 2023 verzichten auf Kernsportarten, dafür feiern Teqball, Padel & Co. Premiere

Krakau – Das gibt es nicht mal bei Olympia! Skispringen im Hochsommer ist der Hingucker bei den 3. Europaspielen (21. Juni bis 2. Juli) in Krakau und den umliegenden Regionen. Allerdings: Die deutschen Stars Karl Geiger, Andreas Wellinger oder Markus Eisenbichler lassen sich nicht von der Chance auf Medaillen in die Tatra locken, sie trainieren lieber beharrlich für den Winter.

Immerhin springt Weltmeisterin Katharina Schmid, vor ihrer Hochzeit als Katharina Althaus bekannt, in Polens Wintersport-Mekka Zakopane auf die im Sommer üblichen Matten. Und noch weitere prominente deutsche Sportler treten die Reise ins Nachbarland an, etwa Tischtennis-Rekordeuropameister Timo Boll, sein langjähriger Mitstreiter Dimitrij Ovtcharov oder Kanuslalom-Olympiasiegerin Ricarda Funk.

Immerhin geht es um etwas – zumindest in den meisten der 29 dargebotenen Sportarten. 22 davon sind olympisch, in 18 gibt es Qualifikationsmöglichkeiten für die Sommerspiele 2024 in Paris, in zwölf Disziplinen werden Europameisterschaften ausgetragen.

Die European Games seien für das deutsche Team „ein absoluter sportlicher Höhepunkt in diesem Jahr“, sagte Präsident Thomas Weikert vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB): „Ich freue mich sehr, dass wir mit einer starken Mannschaft anreisen. Wir werden uns vor Ort als geschlossenes Team präsentieren und Deutschland gemeinsam vertreten.“

Team D entsendet 287 Athleten, insgesamt kommen 7000 Sportlerinnen und Sportler aus 48 Nationen zusammen – Russen und Belarussen sind wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine von den Spielen ausgeschlossen und mit einem Einreiseverbot in Polen belegt. Ein klares Nein zur Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees, Sportler beider Länder wieder auf der Weltbühne zuzulassen.

An vielen Ecken riecht es trotzdem nach „Mini-Olympia“, zumal die Europäischen Olympischen Komitees nach den vorherigen Gastgebern Baku/Aserbaidschan und der belarussischen Hauptstadt Minsk diesmal einen Ausrichter gefunden haben, bei dem Menschenrechtler nicht dauerhaft Alarm schlagen.

Und doch: Ein wenig suchen die Europaspiele, international als European Games vermarktet, immer noch nach ihrem Platz. Die namensähnlichen European Championships konnten sich einen deutlich höheren Stellenwert auch schon vor der hochgelobten zweiten Ausgabe 2022 in München erarbeiten, was sich etwa in zahlreichen Live-Stunden im TV niedergeschlagen hat.

Zudem spielen zwei olympische Kernsportarten keine oder nur eine kleine Rolle: Schwimmen ist nicht dabei, die Turn-Wettbewerbe wurden gestrichen, die Leichtathletik findet nur im Rahmen der European Games als eigenständige Team-EM in Chorzow statt. Dafür gehören Exoten wie die thailändische Kampfsportart Muaythai, Beach-Handball, Teqball oder Padel-Tennis zum Programm – und eben Skispringen, was an der Popularität der Sportart im Land von Adam Malysz, Kamil Stoch und Dawid Kubacki liegen mag.  sid

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