Belgien zofft sich – mal wieder

von Redaktion

Kapitänsfrage: Torhüter Courtois attackiert Trainer Tedesco

Brüssel/Frankfurt – Der Frontalangriff auf Domenico Tedesco zählte stolze 266 Wörter. Mit einem vor Kritik strotzenden Pamphlet hat Belgiens Nationaltorhüter Thibaut Courtois den „Verweigerungsvorwurf“ Tedescos vehement zurückgewiesen und die nächste Eskalationsstufe im Machtkampf mit dem deutschen Coach der Roten Teufel gezündet. Wenige Stunden vor dem EM-Qualifikationsspiel am Dienstag in Tallinn gegen Estland befand sich ganz Fußball-Belgien in heller Aufregung.

Nach seiner aufsehenerregenden Abreise von der Nationalmannschaft nutzte Courtois das Internet, um seinen Trainer verbal zu attackieren. Auf seiner Homepage prangerte der Torhüter des spanischen Rekordmeisters Real Madrid unter anderem an, dass Tedescos Einlassungen zu dem Thema „nicht mit der Realität übereinstimmen“. Der frühere Bundesligacoach habe nur „teilweise und subjektiv“ von einer „privaten Unterredung“ berichtet. Er sei „überrascht“ und „tief enttäuscht“.

Laut Courtois sei es „weder eine Laune noch eine willkürliche Entscheidung, Kapitän der Nationalmannschaft zu sein oder nicht zu sein“. Im Gespräch mit Tedesco sei es ihm darum gegangen, „Situationen, die dem Team in der Vergangenheit geschadet hätten“, zu vermeiden. „Leider“ habe er „sein Ziel nicht erreicht“.

Die Äußerungen Courtois’ haben das Potenzial, den Arbeitsplatz des 37 Jahre alten Tedesco beim WM-Dritten von 2018 schon wenige Monate nach dessen Amtsantritt im Februar zu gefährden.

Die Dissonanzen wurden am Montag von Tedesco öffentlich gemacht. Er hatte erklärt, dass Courtois die Reise nach Tallinn verweigert habe. Laut Tedesco („Ich bin überrascht und schockiert“) war Courtois beleidigt, weil er am vergangenen Samstag beim 1:1 gegen Österreich nicht den verletzten Kevin De Bruyne als Kapitän vertreten durfte. „Nach dem Spiel wollte Thibaut plötzlich mit mir sprechen und sagte mir, er wolle nach Hause, weil er enttäuscht sei und sich beleidigt fühle“, sagte Tedesco, der die Binde gegen Österreich an Romelu Lukaku vergeben hatte. Courtois gab dagegen zu Protokoll, dass seine Abreise aus medizinischen Gründen erfolgt sei.

Verteidiger Jan Vertonghen konnte angesichts der „traurigen Situation“ nur den Kopf schütteln: „Die Prozesse sind nun sicherlich gestört, es muss eine Lösung gefunden werden.“  sid

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