Hansi, Stoibär und die Gebetsmühlen

von Redaktion

TV-KRITIK

Drittes Hansi-Spiel in gut einer Woche, und dann auch noch beim RTL. Damit haben sich Deutschlands Sportfans den Sommerurlaub hart erschuftet und ersessen. Gut, dass bald die Frauen anständigen WM-Fußball spielen. Apropos Frau: Monica Lierhaus hat beim Knaller gegen Kolumbien ihr Länderspiel-Comeback gegeben. Und sie hat genau die Flick-Fragen gestellt, die auch den Fans unter den Nägeln brennen. A little bit of Monica: Das war berührend.

Wie hat Monica Lierhaus moderiert? Was für einen ungeheuren Erfolg es für sie bedeutet, wieder im Stadion zu stehen und Interviews zu führen, kann kein Außenstehender nachempfinden. Insofern hätte sich jede Kritik an Sprache oder Fragen ohnehin verboten. Gab aber keinen Grund dazu. Monica Lierhaus hatte den gleichen Hansi-Kummer wie alle deutschen Fans und hakte entsprechend nach: „Warum hat die Mannschaft kaum noch Persönlichkeiten, Führungsspieler?“ Oder auch: „Gündogan hätte ja die Qualitäten. Warum kriegt er diese Qualitäten nicht in die Nationalmannschaft?“ So richtig sinnvolle Antworten hatte der Bundeshansi darauf nicht parat. Klares 2:0 für Monica.

Wie war das sonstige RTL-Gedöns? Ulkig wie gewohnt. Der Sender meldete, dass der Bundestrainer „die Gebetsmühle stets an Bord hat“, wenn er unermüdlich versichert, dass alles gut wird. Leider hat es RTL versäumt, von seiner KI ein Bild vom Hansi erstellen zu lassen, wie er in der Gebetszwickmühle steckt. Das hätte garantiert lustig ausgeschaut. Fipsi Lahm stellte das noch namenlose EM-Maskottchen vor, das die Frau Heinrich partout Edmund Stoibär, Bär Stegen oder Klimaklebär taufen will. Sie sehen: Inhaltlich war der RTL-Fußball nicht restlos abendfüllend.

Wie unterhaltsam waren Marco Hagemann und sein Freund? Sehr! Steffen Freund wusste, dass „wir für Siege stehen, Deutschland“. Also früher mal. Marco Hagemann scheiterte als Hilfs-Réthy an touristisch-geografischen Inhalten. Seine vagen Informationen zum deutschen Gegner, zu den „Cafeteros“: „Kolumbien, ein großer Kaffeeimpor-Exporteur, dieses Land, zweitgrößtes nach Brasilien in den weinroten Trikots.“ Brasilien ist nämlich das größte Land in den weinroten Trikots. RTL passte sich an die Leistung der Hansis an. So wird’s bei der EM 2024 schwer für den Gastgebär. JÖRG HEINRICH

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