München/Birmingham – Venus Williams ballte die Faust. Wieder und wieder. Und brüllte dabei ihre Freude heraus. Die US-Amerikanerin war früher die Nummer eins der Tennis-Welt, hat sieben Grand-Slam-Titel gewonnen und einen Olympiasieg (2000 in Sydney) gefeiert – am Montag jubelt Williams als hätte sie dieser beachtlichen Bilanz einen weiteren Triumph hinzugefügt. Dabei war es „nur“ ein Erstrundensieg beim Rasenturnier in Birmingham.
Und doch war es ein besonderer Auftritt, denn Williams ist mittlerweile 43 Jahre alt. „Sie hat mich dazu gedrängt, besser zu sein, als ich dachte, dass ich es sein könnte, und das ist großartig für mich“, freute sich „Queen Vee“ nach dem 7:6 (5), 4:6 und 7:6 (6) über die Italienerin Camila Giorgi (31). Drei Stunden und 17 Minuten musste die fünfmalige Wimbledon-Siegerin dafür schuften, selbst ein zwischenzeitlicher Sturz stoppte sie nicht. „Ich konnte mich nicht mehr so bewegen, wie ich es wollte, aber ich habe versucht, jeden Ball zu kriegen.“
Seit 1973 haben es auf der WTA-Tour nur fünf andere Damen geschafft, mit 43 Jahren oder älter mindestens ein Einzel-Match zu gewinnen: Dodo Cheney, Renee Richards, Judy Dalton, Martina Navratilova und Kimiko Date-Krumm. Nun gehört auch Williams, die nur noch hin und wieder bei Turnieren auftaucht und auf Rang 697 der Weltrangliste geführt wird, zu diesem erlauchten Kreis.
Ihren ersten Tour-Sieg holte Williams bereits 1994 als 14-Jährige (!). Zur Einordnung: Michael Schumacher gewann in diesem Jahr seinen ersten Formel-1-Titel und Bill Clinton war gerade US-Präsident geworden. Auch mit Steffi Graf duellierte sie noch auf dem Platz. In Birmingham feierte Williams den 817. Erfolg im 1088. Match. Im Achtelfinale heute warten Linda Noskova oder Jelena Ostapenko. Respekt hat sie jetzt schon verdient. „Ich habe nicht viele Spiele bestritten, und es ist toll, dass ich das geschafft habe“, sagte Williams. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. mm