Nach dem Abpfiff lief Joshua Kimmich fast mehr als während des Spiels. Der Kapitän querte in Gelsenkirchen mehrfach den Platz, um all seine enttäuschten Mitspieler aufzubauen. Dann huschte er an den Journalisten vorbei – reden wollte er nicht. Wenige Minuten zuvor hatte er das perfekte Sinnbild dafür abgegeben, dass in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft derzeit einfach überhaupt nichts zusammenläuft. 42 fast fußballtragische Sekunden nur dauerte es von Kimmichs energischem Einwechsel-Sprint und der rechtmäßigen Übernahme der Kapitänsbinde von Ilkay Gündogan, bis er in der 79. Minute den Elfmeter zum 0:2 gegen Kolumbien verursachte. Ausgerechnet durch ein Handspiel! Hansi Flicks Vergleich mit der Basketball-Ikone Michael Jordan einige Tage zuvor bot im Internet sofort wieder allerlei Anlass zu Spott. „Jo hat eine Mentalität, immer gewinnen zu wollen“, hatte der Bundestrainer gesagt. „Dafür tut er alles, in jedem Training, jeden Tag, in jedem Spiel. Diese Mentalität haben Kobe Bryant und Michael Jordan gehabt. Er geht voran und ist darin ein Vorbild für alle Spieler.“ Kimmich aber, der, mit Verlaub, doch eine gehörige Nummer kleiner als die genannten Basketball-Giganten ist, will manches Mal zu viel. Er schadet damit letztlich sich selbst und der Mannschaft.