U21 startet als Titelverteidiger in EM – Adler bremst Erwartungen

von Redaktion

München – Bloß kein neuer Tiefschlag… Inmitten der Krise der Nationalelf startet die U 21 in die Europameisterschaft in Georgien und Rumänien (21. Juni bis 8. Juli). Die Mannschaft von Trainer Antonio Di Salvo (44) will den Titel-Coup von 2021 wiederholen und für Vorfreude auf die Heim-EM sorgen. „Für den DFB ist es wichtig, wieder eine Euphorie für die Nationalmannschaft zu entfachen. Hansi Flick und Rudi Völler haben ja auch bekräftigt, dass die U21 und die A-Elf zusammengehören“, sagt René Adler (38) im Gespräch mit unserer Zeitung.

Der ehemalige Torwart begleitet das Turnier als Experte für Sat.1. „Ein positives Abschneiden der U 21, die sich gut verkauft, nahbar ist und aufopferungsvoll kämpft, kann der Anfang einer Stimmungswende sein.“ Das weiß natürlich auch Supertalent Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund, der vor dem ersten Gruppenspiel an diesem Donnerstag (18.00 Uhr/Sat.1) gegen Israel selbstbewusst den dritten Titel innerhalb von sieben Jahren als Ziel ausgibt. „Wir sind besser aufgestellt als vor zwei Jahren“, sagte der 18-Jährige.

Auch Adler sieht die deutsche Elf nicht chancenlos, bremst die Erwartungen aber etwas. „Als Titelverteidiger gehört man natürlich mit zum Favoritenkreis. Ich zähle Deutschland aber nicht zu den absoluten Topfavoriten, da schätze ich andere Mannschaften wie England und Frankreich höher ein“, sagt der Experte. Denn: Die Voraussetzungen sind alles andere als optimal. In u.a. Kapitän Jonathan Burkardt (22) mussten im Vorfeld gleich sieben Spieler verletzungsbedingt absagen. Und auch auf Florian Wirtz, Jamal Musiala und Malick Thiaw muss Di Salvo verzichten. Das Trio gehört fest zu Flicks A-Kader.

Gerade die Abstellung von Innenverteidiger Thiaw (zur A-Nationalmannschaft) verwundert Adler. „Ich glaube, es hätte schon Sinn gemacht, ihn jetzt mit zur U 21-EM zu nehmen.“

Statt auf große Namen setzt die U 21 ohnehin fast schon traditionell auf Mentalität, Teamgeist und Zusammenhalt. Durchaus ein Vorteil, denn grundsätzlich sei das Niveau im Turnier so ausgeglichen, dass auch vermeintlich kleinere Mannschaften überraschen könnten, meint Adler. „Dass der Teamgeist bei der deutschen Mannschaft stimmt, haben sie erst unter Stefan Kuntz und jetzt unter Di Salvo gezeigt.“

Einer, der stellvertretend dafür steht, immer alles zu geben, ist Henning Matriciani. Der Innenverteidiger kickte vor drei Jahren noch in der Regionalliga in Lippstadt. Weil eine Profikarriere weit entfernt schien, schloss er sogar eine Ausbildung als Physiotherapeut ab. Dann wechselte er in die zweite Mannschaft von Schalke 04 – und kämpfte und grätsche sich mit vollem Einsatz in die Profi-Mannschaft und jetzt zum U21-Nationalspieler. „Wir haben uns nicht nur in Deutschland zu sehr darauf spezialisiert, den Nachwuchs technisch und taktisch gut auszubilden. Und dabei ein bisschen vergessen, Spieler mitzunehmen, die auch andere Qualitäten als das Kämpferische vorweisen können“, sagt Adler. So wie Matriciani. JOHANNES OHR

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