München – Dieser Jour Fixe hat mittlerweile fast schon Tradition. Woche für Woche tagt derzeit Bayerns Transfer-Taskforce. So auch am vergangenen Mittwoch. Nach den ablösefreien Verpflichtungen von Mittelfeldspieler Konrad Laimer (26/RB Leipzig) und Linksverteidiger Raphael Guerreiro (29/Dortmund) wird im sogenannten Ausschuss Sport unter anderem über weitere Neuzugänge diskutiert. Die anvisierten Transfers von Neapels Abwehr-Star Kim Min-jae (26) und Verteidiger Kyle Walker (33) von Manchester City befinden sich auf einem guten Weg.
Doch gerade bei der Suche nach einem Superstürmer und Weltklasse-Sechser hakt es. Fakt ist: Topstars wollen die Bundesliga immer häufiger verlassen. Und die 1a-Lösungen in Sachen Neuzugänge landen immer häufiger bei finanzkräftigeren Clubs – auch nach teilweise positiven Vorgesprächen mit den Münchnern, wie zuletzt im Fall von Declan Rice (24). Den defensiven Mittelfeldspieler zieht es von West Ham zu Arsenal oder Manchester City. Und Knipser Victor Osimhen (24) dürfte Neapel nur bei einem wahnwitzigen Angebot verlassen. Äußerst unwahrscheinlich, dass die seriös wirtschaftenden Münchner ein irres Wettbieten mitmachen würden.
In den Sozialen Netzwerken stellen sich immer mehr Fans daher die Frage: Ist der FC Bayern nur noch Spielball der ganz Großen? „Die absoluten Topspieler gibt es nicht wie Sand am Meer. Die brauchen die Bayern nicht, um ihren eigenen Marktwert zu steigern“, erklärt Michael Reschke (65) im Gespräch mit der unserer Zeitung. Der Experte kennt beide Seiten des Geschäfts – als langjähriger Bundesliga-Manager (Leverkusen, FC Bayern, Stuttgart, Schalke) und aktuell als Head of European Football der mächtigen Berater-Agentur CAA Stellar. Reschke: „Topstars reden nicht mit dem FC Bayern über einen möglichen Transfer und machen sich darüber Gedanken, um vielleicht ein paar Euro mehr rauszuholen. Die haben so viele andere Wechselmöglichkeiten, das haben sie nicht notwendig. Ein Spielball sind die Münchner also definitiv nicht.“
Reschke sieht die Situation des FC Bayern auf dem Transfermarkt zwar nicht so problematisch. Die Entwicklung, dass Superstars immer schwieriger für die Münchner zu haben sind, ist ihm aber natürlich nicht entgangen: „Eines ist klar: Was sie nicht machen werden oder können, ist in der absoluten Spitze Spieler wie Kylian Mbappé, Jude Bellingham oder Harry Kane verpflichten. Daran verschlucken sich die Bayern. Wenn sie doch mal so ein Kaliber in der Blüte seiner Karriere verpflichten können, wäre das eine Ausnahmesituation.“
Die Bundesliga zieht international nicht mehr. Andere Ligen werden rund um den Globus deutlich besser vermarktet. „Wenn der FC Bayern in der Premier League spielen würde, dann wäre es sicherlich einen Tick einfacher auf dem Transfermarkt“, so Reschke.
„Die englische Liga hat halt die größte Strahlkraft, gemeinsam mit Real Madrid und irgendwie auch noch dem FC Barcelona. Aber Fakt ist auch: Die Münchner zählen international weiter zu den Top-Ten-Clubs in Europa.“
Die Premier League sei wirtschaftlich natürlich interessant. Der FC Bayern müsse sich allerdings nicht verstecken. „Der Verein kann sehr gute Gehälter bezahlen, für internationale Spitzenspieler ist der FC Bayern weiterhin ein lukrativer Verein“, sagt Reschke. Englische Topspieler wie Tottenham-Stürmer Harry Kane (29) seien allerdings nur schwer von der Insel wegzulocken.
Die Premier League habe einfach einen besonderen Reiz, findet Reschke, unter anderem wegen der weltweiten Aufmerksamkeit und der hohen spielerischen Qualität. „Einfach eine geile Liga, da geht es Woche für Woche auf dem Platz richtig ab. Eine spannendere Bundesliga würde dem FC Bayern bei der Spielersuche sicher helfen“, so der ehemalige Technische Direktor des FCB.