Der Außerirdische landet in der NBA

von Redaktion

Franzose Wembanyama: Geschmeidiger Riese

New York – Victor Wembanyama weinte. Bei dem 19 Jahre alten Supertalent kullerten die Freudentränen nur so die Wangen herunter, als sich sein Kindheitstraum von der NBA erfüllt hatte. In der französischen Heimat jubelte Fußball-Superstar Kylian Mbappé mit – und sogar im Elysee-Palast waren sie ganz aus dem Häuschen.

„Lieber Victor, Du bringst uns zum Träumen“, schrieb Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron bei Twitter: „Kein Zweifel: Du wirst die Geschichte deines Sports prägen.“ Bei Experten gilt Wembanyama, der im NBA-Draft von den San Antonio Spurs wie erwartet als erster Spieler ausgewählt wurde, als begehrtester Pick seit Superstar LeBron James vor exakt 20 Jahren.

„Ich habe etwas erreicht, von dem ich mein ganzes Leben geträumt habe“, sagte Wembanyama, als die Nachricht, die seit Wochen absehbar gewesen war, im Barclays Center in New York verkündet wurde. In den Straßen von San Antonio brachen spontane Feierlichkeiten aus, Fans bejubelten den Wechsel des 2,24 Meter großen Franzosen mit Autokorsos und Hupkonzerten. Der Riese, der im schlichten schwarzen Anzug zur NBA-Talentziehung gekommen war und für sein NBA-Engagement künftig zunächst „nur“ rund zehn Millionen US-Dollar pro Jahr kassiert, umarmte seine anwesende Familie innig.

„Meine Botschaft an die Leute ist, dass ich 100 Prozent geben und alles in meiner Macht Stehende tun werde, um diese Franchise zum Sieg zu führen“, sagte Wembanyama, der als erster Franzose als Number-One-Pick gedraftet wurde. Sein Ziel sei es, so viel und so schnell wie möglich zu lernen, um die NBA-Meisterschaft zu gewinnen. „Wemby“, zuletzt bei den Metropolitans 92 in Paris aktiv, könnte in die Fußstapfen der französischen Basketball-Ikone Tony Parker treten, der zwischen 2003 und 2014 vier Meisterschaften mit San Antonio gewann. Die vergangene Hauptrunde beendeten die Texaner als Schlusslicht der Western Conference.

„Wir sind begeistert, dass wir Victor an Bord holen können“, sagte der legendäre Spurs-Coach Gregg Popovich auf einer Pressekonferenz in San Antonio. NBA-Funktionäre sprachen bereits von Hinweisen auf einen „Wembanyama-Effekt“ und verwiesen auf Spitzen auf Streaming-Plattformen und in Sozialen Medien. Fußball-Star Mbappé, erklärter „Wemby“-Fan, schrieb: „Die Geschichte beginnt jetzt.“

Selbst die Superstars der Szene erwarten, dass Wembanyama das Potenzial hat, die Liga zu verändern. In Europa wurde er mit 2,21 Metern Körpergröße geführt, in der NBA ist gar von 2,26 Metern die Rede. Spannweite: 2,44 Meter. Schuhgröße: 55. Dennoch wirkt der Nationalspieler, der im Spätsommer mit Frankreich an der WM in Japan, Indonesien und auf den Philippinen (25. August bis 10. September) teilnehmen will, beweglich wie ein kleiner Spielmacher und trifft mit feinem Händchen aus der Distanz.

„Er ist ein Alien. Niemand hat je einen so großen Spieler gesehen, dessen Bewegungen so flüssig sind“, sagte LeBron James, der beste Scorer in der Geschichte der Eliteliga. „Der Junge wird ein Problem sein. Ein echtes Problem. So was habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen“, meinte der zweimalige NBA-MVP Giannis Antetokounmpo. Und der viermalige Champion Stephen Curry fühlt sich an einen „Cheat Code“ in einem Computerspiel erinnert.  sid

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