Ein Transfersommer mit Zündstoff

von Redaktion

Die Bayern-Bosse und Trainer Tuchel haben offenbar unterschiedliche Personalvorstellungen

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Steht die Transfer-Taskforce des FC Bayern vor ihrer ersten Zerreißprobe? Im Ausschuss Sport soll es unterschiedliche Vorstellungen geben. Während bei den Aufsichtsräten Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß nach Informationen unserer Zeitung die Verpflichtung eines Stürmers oben auf der Agenda steht, pocht Trainer Thomas Tuchel laut Bild auf den Kauf eines defensiven Mittelfeldspielers.

Wie wichtig Tuchel ein Transfer auf dieser Position ist, zeigt die Tatsache, wie sehr er sich um Declan Rice (24) von West Ham United bemühte. Gemeinsam mit dem früheren Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Kader-planer Marco Neppe reiste Tuchel im Mai nach London, um den Spieler von einem Transfer zu überzeugen. Allerdings entschied sich der Nationalkicker für einen Verbleib auf der Insel und wird sich zeitnah vermutlich dem FC Arsenal anschließen, wenn sich beide Clubs über die Ablöse-Modalitäten einig sind. Die Münchner gaben hingegen nie ein Angebot ab. „Declan Rice steht nicht auf unserem Zettel“, verriet Präsident Herbert Hainer und entgegnete den Schlagzeilen um einen Ausstieg der Bayern aus dem Transferpoker: „Wer sagt denn, dass wir eingestiegen sind?“

Fakt ist: Die Münchner Sechser-Suche gestaltet sich enorm schwierig, weil die sogenannten 1-A-Lösungen schnell die 100-Millionen-Schallmauer sprengen, wie das Beispiel von Rice zeigt. Andere Topspieler wie Rodri (27) von Manchester City stehen erst gar nicht zum Verkauf. Eine preisgünstigere Alternative könnte Kalvin Phillips (27) sein, den die Transfer-Taskforce ebenfalls auf dem Zettel hat. Tenor: In seinem ersten Jahr bei City kam Phillips nur auf wenig Spielzeit, weshalb man bei Bayern davon ausgeht, dass er nicht so exorbitant teuer wäre. Laut transfermarkt.de kommt der defensive Mittelfeldspieler auf einen Marktwert von 32 Millionen Euro. Allerdings: Phillips hat noch einen Vertrag bis 2028.

Bei der Suche nach einem Mittelstürmer stellen sich die Verantwortlichen darauf ein, dass es mit einer prominenten Lösung dauern könnte, weil sich die verfügbaren Spieler leichter herauskristallisieren, je weiter der Transfersommer voranschreitet. Bleibt die Frage, ob Trainer Tuchel die Geduld behält.

Tat er nicht immer – schon zu Dortmunder Zeiten krachte es zwischen Tuchel und dem damaligen Kaderplanern um Chefscout Sven Mislintat, der vom Coach Platz-Verbot ausgesprochen bekam. Damals forcierte Dortmund laut Mislintat den Transfer von Mittelfeldspieler Oliver Torres (28), den Tuchel im letzten Moment dann doch ablehnte – obwohl sich alle Parteien schon weitgehend einig waren. In Chelsea kam es mit Neu-Eigentümer Todd Boehly zum Zerwürfnis, weil dieser ohne Rücksprache mit Tuchel Denis Zakaria (26) per Leihe verpflichtete. Beim ersten Aufeinandertreffen mit Tuchel soll der Trainer seinen Neuzugang nicht einmal erkannt haben.

Die Bosse geben Tuchel nun auch in München ein großes Mitspracherecht. Es bleibt abzuwarten, wie harmonisch der Transfersommer über die Bühne geht.

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