Moukoko: Gegen Rassisten muss man kämpfen

von Redaktion

Anfeindungen nach verschossenen Strafstößen erschüttern deutsche U21 beim EM-Start

Kutaissi/Batumi – Versteinerte Miene, hängende Schultern: Völlig aufgelöst stellte sich Youssoufa Moukoko vor die versammelten Medienvertreter. Doch es war nicht die schwache Leistung zum EM-Auftakt, die den Ausnahmestürmer von Borussia Dortmund so sehr beschäftigte. Es war ein weiterer widerlicher Fall von Rassismus, der den Fußball ganz schnell in den Hintergrund drängte.

„Wenn wir gewinnen, sind wir alle Deutsche. Wenn wir verlieren, dann kommen diese Affen-Kommentare, dann sind wir die Schwarzen“, sagte Moukoko mit brüchiger Stimme. Zuvor waren der 18-Jährige und Jessic Ngankam von Hertha BSC nach dem 1:1 (1:1) zum EM-Auftakt gegen Israel in den Sozialen Medien rassistisch beleidigt worden.

„Solche Dinge gehören einfach nicht in den Fußball, wir verschießen nicht extra. Wenn du solche Nachrichten bekommst, das ist ekelhaft“, sagte Moukoko, der „langsam mal ein Zeichen“ gegen den Hass im Netz forderte. Das BVB-Juwel hatte nach drei Minuten einen Strafstoß verschossen, Ngankam vergab ebenfalls vom Punkt (80.).

Die niederträchtigen Vorgänge riefen am Freitag Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf den Plan. „Die rassistischen Beleidigungen gegen Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam sind menschenverachtend und widerwärtig“, schrieb die SPD-Politikerin bei Twitter: „Unsere Nationalspieler zeigen die beste Seite unseres modernen und vielfältigen Deutschlands, diese rassistischen Kommentare zeigen die hässlichste Seite.“

Zuvor hatte sich bereits Antonio Di Salvo klar vor seine Spieler gestellt. „Das ist ein Unding, eine Farce“, kommentierte der Cheftrainer die Vorfälle, von denen er erst kurz vor der Busabfahrt erfuhr: „Jegliche Art von Diskriminierung, von Rassismus ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht.“

Bei seinem ersten Turnier als Chefcoach ist di Salvo nun gefragt, „die Jungs aufzubauen“. Bereits am Sonntag (18 Uhr/Sat.1) steht das vorentscheidende Gruppenspiel gegen Tschechien an, dort muss man laut Spielmacher Angelo Stiller „unbedingt gewinnen“.

Eine Strategie, um Rassismus aus dem Weg zu gehen, hat Torwart Noah Atubolu, der selbst Wurzeln in Afrika hat: „Ich habe mir nichts durchgelesen, weil ich so was nicht mehr mache. Das bringt nichts. Ich hoffe, es hört einfach auf.“ Doch auf Social Media zu verzichten, ist für Moukoko keine Option: „Das wäre der ganz falsche Weg. Gegen diese Menschen muss man kämpfen, egal wie.“

Noch in der verregneten Nacht auf dem Rückweg ins Teamquartier nach Batumi am Schwarzen Meer erhielten die beiden Pechvögel Zuspruch von Fans, Mitspielern und Vereinen. „Die Borussen-Familie steht hinter dir“, schrieb der BVB, auch die Hertha sowie zahlreiche U21-Kollegen verfassten Stellungnahmen.

Der Zusammenhalt bei der DFB-Auswahl stimmt, es haben sich längst mannschaftsübergreifende Freundschaften gebildet. „Ich respektiere jeden, der sich traut, bei einer EM einen Elfmeter zu schießen“, sagte Yann Aurel Bisseck, der nach seiner Berufung zum Kapitän ebenfalls beleidigt wurde. „Wenn wir noch einen Elfmeter bekommen, dann sind Mouki und Jessic die Ersten, die den auch schießen wollen. Das ganze Team steht dahinter.“

Moukoko will sich nicht unterkriegen lassen. „Hätten die mir den Ball gegeben, hätte ich noch mal geschossen. Ich habe keine Angst.“ Gut so!  sid

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