Eichenried – Die BMW International Open begannen am Donnerstagmorgen mit einer Hiobsbotschaft: Yannik Paul, die deutsche Ryder-Cup-Hoffnung, fehlte. Im Pro-Am einen Tag zuvor hatte er noch gespielt, am ersten Abschlag stand neben Max Kieffer und Nick Bachem um 8 Uhr in der Früh dann aber plötzlich Felipe Aguilar aus Chile. Unverhofft kommt oft. Für alle Beteiligten. Während das Aus für Paul persönlich ein herber Rückschlag ist, rangieren vor den Finalrunden immerhin noch drei Deutsche unter den Top-Zehn: Marc Hammer und Marcel Schneider auf dem geteilten vierten Rang, Marcel Siem arbeitete sich auf Position acht nach vorne. Die Führung hält der Neuseeländer Daniel Hillier (-9).
Paul sah am Freitagnachmittag noch immer ein wenig zerknirscht aus. Er schaute kurz auf der Anlage des Golfclub Eichenried vorbei. Rund lief er nicht übers Gelände. „Ich hatte keine Chance“, verrät der 29-Jährige. „Wenn ich nur bei 60 oder 70 Prozent gewesen wäre, hätte ich es versucht.“ Aber Paul konnte kaum gerade stehen. Golf spielen unmöglich. „Ich konnte mich gar nicht durch den Ball bewegen.“
Nur: Was war eigentlich passiert? Das Drama begann am vergangenen Sonntag. „Ich hatte mich die ganze Woche eigentlich sehr gut gefühlt.“ Er kam vom Training heim, setzte sich auf die Couch. Nach zehn Minuten wollte er wieder aufstehen, da geschah es: „Mir hat es komplett in die Seite reingezogen.“ Seitdem zwickte es immer wieder. Als er unter der Woche in München ankam, ließ er sich intensiv behandeln. „Beim Pro-Am fühlte es sich ganz gut an.“ Der große Schock kam dann am nächsten Morgen: „Ich bin aufgewacht, und es ging gar nichts mehr.“
Mittlerweile ist geklärt, wo es fehlt. Eine Kernspintomografie ergab eine Entzündung der Lendenwirbel. Paul hofft, dass die Probleme nicht zu lange andauern. Nächste Woche in England würde er gerne spielen. „Aber momentan ist es noch nicht wirklich besser.“ Ausruhen, behandeln – das ist der Fahrplan für die kommenden Tage.
München zu verpassen, ist bitter für die aktuelle deutsche Nummer eins: „Ganz ehrlich, mir kamen sogar ein paar Tränen.“ So viele Familienmitglieder wollten die Woche vorbeischauen. „Oma und Mama waren sogar schon da.“
Immerhin läuft das Turnier auch ohne Paul noch sehr ordentlich für die deutschen Golfer. Ein Feuerwerk wie am Donnerstag war es zwar nicht. Das ließen die äußeren Bedingungen schlichtweg nicht zu. Das gesamte Feld kämpfte mit dem böigen Wind – und den anspruchsvollen Fahnenpositionen. Letzteres sah Marcel Siem sogar als Hauptfaktor. Den Ratinger hielt das von seiner Aufholjagd aber nicht ab. Um fast 40 Plätze kletterte er dank einer 68er-Runde nach oben. „Die Fahnen sind brutal, das waren einige Sonntagspositionen an den ersten Tagen. Aber ich finde das gut.“
Am Morgen war das Feld noch bei nahezu kühlen Temperaturen unter 20 Grad im Vergleich zum Vortag gestartet. Bekam sogar Regen ab. Siem störte das wenig. „Ich mag die Challenge.“ Ein bisschen kühler und windig – das sind seine Bedingungen. Bewies er nachhaltig mit sieben Birdies, denen er zu seinem Frust aber auch drei Bogeys entgegenstellte. „Ärgerlich waren vor allem die zwei Drei-Putts an 16 und 17.“ Dennoch: Der 42-Jährige liegt in Schlagdistanz. „Das war einer meiner besten Tage, die ich in Eichenried je hatte.“
Knapp vor Siem liegen noch Schneider und Hammer, die aussichtsreich fürs Finale positioniert sind. „Ich bin -6 nach zwei Tagen, kann um den Sieg mitspielen, es läuft alles nach Plan“, urteilte Schneider. Das galt nicht mehr für Max Kieffer und Lokalmatador Thomas Rosenmüller, die nach Tag eins noch im Spitzenfeld gelegen hatten. Immerhin reichte es für die beiden für den Cut, den Einzug ins Wochenende – wie für 13 deutsche Golfprofis an diesem windigen Freitag