Triathlon in Roth

Auf und neben der Strecke Weltklasse

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

Mit dem Rennausgang hatte Sebastian Kienle bei seinem letzten großen Langdistanz-Auftritt in Deutschland gestern nichts zu tun. Der Roth-Sieger von 2018 hechelte der Spitze beim abschließenden Marathon mit großem Abstand hinterher. Dennoch dürfte der 38-Jährige seinen Start genossen haben, denn die Atmosphäre im kleinen fränkischen Nest (rund 24 000 Einwohner) war einmal mehr Weltklasse – genauso wie die überragenden Rekord-Leistungen der Champions Daniela Ryf und Magnus Ditlev.

Obwohl Kienle sportlich nur eine untergeordnete Rolle spielte, hat er seine Erwähnung verdient. Der Mann hat Hawaii gewonnen (2014) und unzählige Topplatzierungen erkämpft. Und obendrein hat auch er seit seinem Debüt 2010 das sonst so beschauliche Roth zu dem gemacht, was es heute ist – das deutsche Triathlon-Mekka schlechthin. Es ist sogar nicht ganz abwegig, dass es bald das weltweite Highlight des Jahreskalenders sein könnte. Das glaubt zumindest Triathlon-Legende Jan Frodeno, der gestern als Zuschauer miterlebte, wie seine bisherige Bestmarke pulverisiert wurde. Seit das US-amerikanische Medienunternehmen Advance Publications vor drei Jahren die Rechte an den Marken Ironman und Ironman 70.3. gekauft hat, gibt es viel Ärger – bis hin zur Aufsplittung der WM nach Hawaii und Nizza.

Das Rennen in Roth hingegen ist Teil der Challenge-Wettkampfserie, die unter Lizenz der Challenge Family GmbH mit Sitz in Amberg, ausgetragen wird. Bis 2001 gehörte Roth noch dem Ironman-Universum an, dann luchste Frankfurt den Franken dieses Status ab. Doch Organisator Felix Walchshöfer, dessen Vater das Event ins Leben gerufen hatte, kämpfte – mit Erfolg. Die starken Norweger Blummenfelt und Iden fehlten zwar genau wie der Brite Brownlee, aber mit fünf Weltmeistern und etlichen Topathleten konnten sich die Teilnehmerfelder der Männer und Frauen mehr als sehen lassen. Auch im Amateurbereich, den sogenannten Agegroupern, nimmt der Roth-Mythos immer mehr zu. Rund 600 Euro lassen sich Einzelstarter diese Gaudi kosten – zum Vergleich: auf Hawaii sind es rund 1100 Euro. Um einen Platz zu ergattern, braucht man trotz des nicht unwesentlichen Betrags flinke Finger und ein bisschen Glück, denn die Startplätze sind, sobald die Anmeldung online öffnet, nach wenigen Minuten ausverkauft.

mathias.mueller@ovb.net

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