Friedenspfeife mit Kahn geraucht

von Redaktion

Es werden Narben bleiben, aber: Annäherung mit Bayerns Ex-CEO weit vorangeschritten

VON HANNA RAIF, MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Exakt einen Monat ist der „schlimmste Tag“ im Leben des Oliver Kahn an diesem Dienstag her. Am 27. Mai musste der ehemalige CEO von der heimischen Couch aus zusehen, wie der FC Bayern in Köln die Last-Minute-Meisterschaft eintütete und das Ende seiner Amtszeit zeitgleich verkündet wurde. Am 27. Juni weiß man: Sein eigentlicher Herzensverein funktioniert nun ohne ihn. Sogar sehr gut, wie aus den oberen Etagen der Geschäftsstelle zu hören ist. Was aber nicht heißt, dass man Kahn schon ganz vergessen hat. Im Gegenteil.

Es war und ist den alten und neuen Bossen ein Anliegen, das rund um das abrupte Ende inklusive Nachtreten fast zerrüttet wirkende Verhältnis mit dem einstigen „Titan“ wieder zu kitten. Und wie unsere Zeitung erfuhr, ist man auf diesem Weg bereits relativ weit fortgeschritten. Über ein Telefonat mit Kahn, der seine freie Zeit zuletzt mit der Familie verbrachte, hatte Herbert Hainer schon vor zwei Wochen öffentlich gesprochen, weitere Annäherungen folgten. Es heißt, dass die Friedenspfeife so gut wie geraucht sei. Enttäuschung und Wut über die Trennung weichen langsam, aber sicher. Zwar sind sich beide Seiten bewusst, dass Narben bleiben werden, aus der rund knapp zweijährigen Amtszeit wie dem unrühmlichen Abschluss. Man ist sich aber einig, dass alle Vorgänge und Vorfälle so weit ausgeräumt werden sollen, dass ein Miteinander im Sinne der viel zitierten „Bayern-Familie“ möglich ist. Das soll bald der Fall sein.

Es passt in dieses Bild, dass Kahn sich zuletzt entspannt zeigte. Auf Instagram postete er vergangene Woche ein Urlaubsfoto, Sonnenbrille auf der Nase, Kaffeetasse in der Hand. Genauso aber passt es, dass sein Nachfolger Jan-Christian Dreesen die Personalie Kahn in seinem ersten großen Interview komplett aussparte. Selbst bei direkter Nachfrage der BamS antwortete der 55-Jährige diplomatisch und wich lieber aus. Dafür unterstrich er mehrmals, wofür er an der Spitze des Rekordmeisters stehen wolle. „Es geht um Menschen“, sagte Dreesen – und gab als „zweite Priorität“ neben der Arbeit auf dem Transfermarkt an: „Diesem Club wieder etwas einzuhauchen, was ich als Miteinander-Füreinander beschreibe.“

Kahn sagte man nach, diesen Aspekt vernachlässigt zu haben. Aber darum ging es Dreesen gar nicht. Vielmehr will er Harmonie im Verein, mit allen, die dazugehören. Also auch: Kahn.

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