München – In den Minuten danach machte Marcel Siem immerhin halbwegs gute Miene zum mächtig bösen Spiel. Der deutsche Golf-Routinier pinselte geduldig Autogramme, auch wenn er sich am liebsten irgendwo verkrochen hätte. Oder zumindest brachial einen Schläger zerschmettert. „Vielleicht hätte ich es tun sollen“, sagte Siem, „aber ich wollte mich vor den Kindern benehmen.“
Aber diese fürchterliche 82-er Schlussrunde bei den BMW International Open war für den 42-Jährigen halt gleich doppelt schmerzhaft gewesen. Nicht genug damit, dass er sein Heimturnier in den Sand gesetzt hatte – er hatte auch die zwischenzeitlich so große Chance verspielt, sich Ryder-Cup-Kapitän Luke Donald wärmstens zu empfehlen. Schwacher Trost: Sein bis dato noch besser im Rennen gelegener Kollege Yannik Paul konnte wegen Rückenschmerzen gar nicht erst mitmachen.
Wobei zumindest Siem die Weiterreise mit Blick auf die, noch verbleibenden drei Monate bis zum Kontinente-Duell in Rom mit einigem Trotz antrat. „Sch… drauf“, sagte er, „es sind noch einige Turniere zu spielen, ich bin überzeugt, dass die Saison weiter gut bleibt.“
Den Machern des Turniers vom Autobauer BMW, die als Motivationshilfe eigens die Ryder-Cup-Trophäe nach Eichenried gelotst hatten, konnte das Pech der beiden Hoffnungsträger den Spaß an der 34. Auflage nicht nehmen. Selten waren die „Open“ hochklassiger und spannender – Sieger Thriston Lawrence schob sich erst am vorletzten Loch nach vorne. Noch nie war das Turnier deutscher. Von den 20 gestarteten Profis schafften es immerhin 13 ins finale Wochenende. Das lässt hoffen, weil sich die Veranstaltung traditionell stark über die nationale Karte verkauft. Das war besonders stark so, als einst Bernhard Langer oder Martin Kaymer noch mitmischten. Aber auch jetzt stellte BMW-Sprecher Tim Holzmüller fest, dass „die nationalen Spieler besonders für Begeisterung sorgen.“ Der Endspurt von Max Kieffer auf Rang drei war da natürlich nur zu willkommen.
Weit über 50 000 Golffreunde verfolgten bei meist bestem Sommerwetter die eben beendete Woche. Das ist noch nicht ganz die Marke der alten Glanztage, in denen man immer wieder die 60 000 knackte. Aber es liegt deutlich über den Zahlen der Corona-Jahre.
Man konnte das auch am Turnierdorf ablesen, in dem die Veranstalter diesmal auch wieder reichlich Interaktives boten. Vom Golfsimulator, in dem Hobbyspieler sich gegen reale Schläge der Profis versuchen konnten, bis hin zur Putt-Übungsfläche, auf der Kinder mit viel Eifer die Schläger schwangen. Und so blieb das große Pech der beiden deutschen Ryder-Cup-Aspiranten auch der einzige echte Wermutstropfen. rp