U21 und A-Elf

Kampf statt Schönheit

von Redaktion

MANUEL BONKE

Die deutsche U 21 steht bei der Europameisterschaft als Titelverteidiger vor dem Vorrunden-Aus. Nach dem 1:1 zum Auftakt gegen Außenseiter Israel setzte es im zweiten Gruppenspiel eine empfindliche 1:2-Niederlage gegen Tschechien. Nur mit einem Sieg am Mittwoch gegen England ist der Einzug ins Viertelfinale noch möglich – vorausgesetzt, die Tschechen verlieren das Parallelspiel gegen Israel nicht all zu hoch. Das Auftreten der Mannschaft von Trainer Antonio di Salvo ist ein Spiegelbild des deutschen Fußballs: Er befindet sich im freien Fall, droht im Mittelmaß zu landen – und dort zu versinken. Dabei versprühte die U 17-Nationalmannschaft mit ihrem Titel-Gewinn bei der Europameisterschaft in Ungarn wieder ein Fünkchen Fußball-Hoffnung, doch das U 21-Turnier in Georgien und Rumänien hat wieder alle auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt: Dem DFB fehlen in allen Altersklassen sogenannte Unterschiedsspieler, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.

Es ist fatal, wenn ein Führungsspieler wie Angelo Stiller – immerhin Leistungsträger bei der TSG Hoffenheim – folgenden Satz über die siegreichen Tschechen loslässt: „Die haben sich hinten reingebunkert. Das war ja kein Fußball, was die machen wollten.“ Diese Aussage steht sinnbildlich für die Arroganz des deutschen Fußballs, die sich im Laufe der Jahre im Verband eingeschlichen hat: Der DFB wollte im mannschaftlichen Kollektiv sehenswerten, erfolgreichen und vor allem offensiv ausgerichteten Fußball spielen. Die entsprechende Ausbildung sorgte dafür, dass es derzeit vermeintliche „Passmaschinen“ im Überfluss gibt. Individualisten – die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur häufig meinungsstark sind, aber auf dem Platz für den Unterschied sorgen – wurden in ein entsprechendes Korsett gezwängt. Wer zu extrovertiert war, wurde aussortiert.

Mittlerweile wurde die Ausbildung angepasst. Doch es wird Jahre, wenn nicht gar ein Jahrzehnt dauern, bis diese Versäumnisse aufgeholt werden. Und bis es so weit ist, muss sich die kickende Elite Deutschlands knallhart vor Augen führen, dass sie nicht mehr in der Lage ist, mit spielerischer Leichtigkeit Erfolge zu generieren. Stattdessen müssen die Nationalspieler aller Altersklassen die nächsten Jahre mit Kampfbereitschaft überbrücken. Ansonsten stirbt der deutsche Fußball in Schönheit.

Manuel.Bonke@ovb.net

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