München – Die vergangenen 48 Stunden ließen so manches Münchner Fan-Herz höherschlagen. Nachdem sich die sogenannte Transfer-Taskforce „Ausschuss Sport“ am Montagvormittag an der Säbener Straße getroffen hatte, sickerte am Dienstagmittag folgende Meldung aus England durch: Der FC Bayern ist in den Transfer-Poker um Wunschstürmer Harry Kane (29) von Tottenham Hotspur eingestiegen – und hat bereits ein Eröffnungsangebot in Höhe von 70 Millionen Euro plus Bonuszahlungen abgegeben, wie das Internet-Portal The Athletic als erstes berichtete. Diese Offerte liegt jedoch deutlich unter den Vorstellungen von Tottenham und Clubchef Philip Levy und wurde dementsprechend nicht angenommen.
Mehr noch: Die Spurs ließen über mehrere britische Medien verlauten, dass sie kein schriftliches Angebot aus Deutschland erhalten hätten – und ein solches so oder so ablehnen würden. In der Chefetage des deutschen Rekordmeisters ist man trotzdem zuversichtlich, dass der Wechsel über die Bühne geht und schätzt den Transfer nach Informationen unserer Zeitung als realistisch ein. Einerseits, weil Kane, der von seinem Bruder Charlie vertreten wird, Interesse an einem Wechsel nach München zeigt. Andererseits, weil der Verein gewillt ist, in Sachen Ablöse und Gehalt einiges in die Waagschale zu werfen.
Der Mittelstürmer besitzt in Tottenham einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024 und hat laut transfermarkt.de einen Marktwert von 90 Millionen Euro. In England heißt es, die Spurs werden ihren Kapitän nicht unter 100 Millionen Pfund (116 Millionen Euro) ziehen lassen. Der FC Bayern ist bereit, bei diesem Poker All-in und bis an seine äußerste Schmerzgrenze zu gehen. Und das hat folgenden Grund: Nach dem Abgang von Torjäger Robert Lewandowski (34) zum FC Barcelona vergangene Saison, konnte die Lücke im Angriff nicht annähernd gefüllt werden. Die Idee, das Toreschießen auf mehrere Schultern zu verteilen, scheiterte krachend. Daher ist das Transfer-Gremium um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zum Entschluss gekommen, die Verpflichtung eines Neuners ganz oben auf die Transfer-Prioritätenliste zu setzen. Tenor: Ein Mittelstürmer ist für die Architektur und den Aufbau der Mannschaft unverzichtbar. „Wir arbeiten hart daran, dass wir in der kommenden Saison eine Mannschaft haben, die besseren Fußball spielt als in der vergangenen“, sagte Hoeneß am Montag.
Ein Blick auf die Zahlen des Kapitäns der englischen Nationalmannschaft zeigt: Kane ist im Sturm eine Bank – und beim FC Bayern hofft man darauf, dass er auch in der Bundesliga seine beeindruckende Torquote hält: Vergangene Saison erzielte er in 38 Premier-League-Spielen stolze 30 Treffer. Saisonübergreifend kommt er in 317 Liga-Partien auf 238 Tore, zudem wurde er im vergangenen März mit seinem Tor gegen Italien zum Rekord-Torschützen der Three Lions. Es war sein 58. Treffer in 84 Spielen. Diese Qualität wird sich Kanes Noch-Arbeitgeber freilich einiges kosten lassen. Während sich dieser Transfer-Poker also noch ziehen wird, könnte in andere Personalien noch diese Woche Schwung kommen. Wie unsere Zeitung erfuhr, könnte Abwehrspieler Lucas Hernandez (27) noch diese Woche zu Paris Saint-Germain wechseln. Vorausgesetzt, PSG zahlt die von Bayern geforderten 50 Millionen Euro Ablösesumme. Dann wäre Kohle frei, um die Ausstiegsklausel bei Neapel-Verteidiger Kim Min-Jae (26) in Höhe von 45 Millionen Euro ziehen. In jedem Fall hat die Transfer-Taskforce dieser Tage einiges zu tun.