Eichenried/Olching – Mit Fußball hat Tim Wiedemeyer nicht viel am Hut. Diese Erkenntnis bleibt in jedem Fall übrig von den BMW International Open. In einem grenzenlos ehrlichen TV-Interview machte der 18-jährige Amateur in Reihen des Profi-Turniers im Golfclub Eichenried seine Präferenzen sehr deutlich. Wie es so war, im Pro-Am im Vorfeld mit Gareth Bale, Fußball-Ikone aus Wales und leidenschaftlicher Golfer, zu spielen, fragte ihn der Journalist. Wiedemeyer erwiderte ganz cool: „Ich schaue kein Fußball, bin da nicht so drin, der ist mir eigentlich relativ egal.“ Gesprochen habe man ein bisschen über Golf.
Es war so ein kleiner Schmunzler am Rande der BMW Open, die für Wiedemeyer das erste Antesten auf der richtig großen Bühne des Golfsports bedeuteten. Der Deutsche Golfverband darf in jedem Jahr zwei Amateure benennen, die eine Einladung für das größte deutsche Profiturnier erhalten. Wiedemeyer bekam heuer einen der Startplätze, war ein echter Debütant. Im Gegensatz zu seinem Amateur-Kollegen Jonas Baumgartner (Golfclub Hösel), der 2022 schon in München gespielt hatte. Gut eine Woche zuvor hatte Wiedemeyr die Offerte des Bundestrainers bekommen.
Gerade hatte Wiedemeyer seinen Sieg bei der German Boys & Girls aus dem Vorjahr wiederholt, dort das Feld quasi deklassiert. Nun also das Kräftemessen mit den Großen der Szene auf der DP World Tour, der Eliteliga in Europa. Und das auch noch fast vor der Haustür. Wobei es für den jungen Mann kein wirkliches Heimspiel war: Denn Wiedemeyer spielt für den Münchener Golfclub in Straßlach im Süden der Landeshauptstadt. „Ich war tatsächlich nicht oft in Eichenried“, verrät er. Früher mal bei Qualifikationsturnieren in den Nachwuchsklassen.
Vielleicht war die Bilanz auch deswegen am Ende eher gemischt. Denn Wiedemeyer verpasste den Cut um vier Schläge. „Ich hätte das Wochenende schon gerne gespielt“, räumt der Teenager aus dem Münchner Westen ein. Und sein langes Spiel, also die Abschläge, die Annäherungen mit den Eisen, funktionierte ja auch wunderbar. „Daran lag es nicht“, bestätigt er. Auf den Grüns musste er Lehrgeld bezahlen. Wiedemeyer spielte an den zwei Tagen in einer Gruppe mit dem bei Halbzeit Führenden und späteren Dritten Daniel Hillier aus Neuseeland. Da bekam er direkten Anschauungsunterricht, wie es laufen muss. „Der Unterschied ist das Putten“, analysiert er ehrlich. „Da hilft das ganze lange Spiel nichts, wenn du den Ball nicht ins Loch bringst.“ Und daran verzweifelte er schier. „Egal aus welcher Distanz, ich habe immer zwei Putts gebraucht.“ Zu viel, um am Ende weiter vorne zu stehen, um auch das Ticket fürs Wochenende zu lösen.
Tragisch ist das nicht für Wiedemeyer. Sein Weg für die Zukunft ist erst einmal vorgezeichnet. Ende August startet er zum Studium nach Übersee. Der Olchinger geht an die Texas Tech University in Lubbock, schließt sich dort dem Golfteam der Red Raiders an. Vier Jahre wird er dort „Economics“, also Wirtschaftswissenschaften, pauken – und an seinem Golfspiel feilen. „Es gibt richtig viele PGA-Tourspieler, die über das College gekommen sind“, sagte er. Mit der zweitklassigen Korn Ferry Tour als Sprungbrett, das beispielsweise auch der Münchner Thomas Rosenmüller aktuell zu nutzen versucht. In Texas wird er auch Zeit haben, an seinen Leistungen auf den Grüns zu arbeiten. Und es auch tun müssen. Das weiß er selbst. „Dort sind alle Plätze so – und schwieriger.“ Zumindest eines bereitete ihm keine Probleme bei den BMW Open: die Zuschauer. „Ich war dann doch eher entspannt.“ Daran konnte auch der Fußballer nichts ändern.