Zum EM-Aus der U21

Geblendet von Kuntz-Erfolgen

von Redaktion

MANUEL BONKE

Am Tag nach dem Ausscheiden der deutschen U21-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Georgien und Rumänien veröffentlichte der Weltfußballverband die sogenannte FIFA-Weltrangliste. Das Abschneiden der Nachwuchsteams spielt in der Bewertung der A-Mannschaften freilich keine Rolle, aber es passt ins Gesamtbild des deutschen Fußballs. Der DFB rangiert in besagter FIFA-Tabelle mittlerweile auf dem 15. Platz. Vor der Fußball-Abteilung des weltweit größten Sportverbands stehen vermeintliche Außenseiter-Nationen wie Mexiko (14), Marokko (13), Schweiz (12) und die USA (11). Institutionen wie Argentinien (1), Frankreich (2), Brasilien (3) und England (4) belegen die vordersten Plätze.

Ein ähnliches Bild zeigt der Turnierbaum bei der U21-EM: Überraschungsmannschaften wie Georgien, Israel oder die Ukraine stehen im Viertelfinale, ebenso wie die Talentschmieden aus Spanien, England, Portugal und England. Von Deutschland fehlt auch hier jede Spur. Der Verband hat sich von den U21-Titeln der Jahre 2017 und 2021 blenden lassen. Im Nachhinein muss man sagen: Diese Triumphe sind in erster Linie Ex-Trainer und Menschenfänger Stefan Kuntz zuzuschreiben, der mittlerweile die türkische A-Nationalmannschaft trainiert.

Dabei sollte die angepriesene DFB-Akademie als „Dienstleister und Impulsgeber“ mit ihrem Startschuss im Jahr 2017 dem deutschen Talente-Schwund doch schnellstmöglich etwas entgegensetzen. Problem: Vor lauter positionsspezifischer Ernährung, Schlaf-Coaching oder dem Einsatz von technischem Firlefanz bei Standard-Situationen wurde die ehrliche Arbeit auf dem Platz noch mehr vernachlässigt. Nicht umsonst mahnte Trainer-Fuchs Hermann Gerland bereits vor dem diesjährigen U21-Turnier: „Wir müssen die Fähigkeit, die uns Jahrzehnte lang ausgezeichnet hat, wieder vermitteln. Damals war der Wille zum Sieg größer, die Fußballhärte war höher. Wir dürfen nicht vergessen, dass uns das einst groß gemacht hat.“

Stimmt: Statt vor der eigenen Haustüre zu kehren, um die entsprechenden Fehler in der Ausbildung knallhart zu analysieren und dementsprechend zu bereinigen, hat man innerhalb des DFB regelmäßig Bildungsreisen ins Ausland unternommen, um sich von den jeweiligen Verbänden etwas in der Nachwuchsarbeit abzuschauen. Auch diese Idee ist krachend gescheitert.

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