Der Feuerdrache darf ins Mango-Paradies

von Redaktion

CHIO Ehrenrunde und Standing Ovations bei Abschied von Simone Blums „Seelenpferd“ Alice

Aachen – Der Feuerdrache war on fire. Alice wollte nicht stehen bleiben, sie lief dauernd im Kreis und war ganz unruhig. Sie wäre wahrscheinlich am liebsten selbst durch den Parcours gerannt, der im prall gefüllten Springstadion von Aachen um sie herum aufgebaut war.

Stattdessen ging es für die Wunderstute auf eine letzte, hochverdiente Ehrenrunde. Ihr Lieblingspublikum bereitete Alice in der Aachener Soers mit Standing Ovations einen gebührenden Abschied. Für Simone Blum endete offiziell der sportliche Weg mit ihrem „Seelenpferd“.

In Aachen sagte die Springreiterin offiziell „Tschüss“ zu ihrer „Elsi“, die ihr einst den kometenhaften Aufstieg in die Weltelite ermöglichte. „Alice hat mich reiterlich und menschlich wie kein anderes Pferd geprägt. Sie hat mir gezeigt, was Freundschaft bedeutet“, sagte die 34-Jährige am Donnerstagabend mit Tränen in den Augen.

Es war ein Super-Abschied für ein Super-Pferd. Unvergessen ist der furiose WM-Triumph des Paares 2018 in Tryon, als Blum auf dem „Feuerdrachen“, wie die 16-jährige Fuchsstute wegen ihres außergewöhnlichen Temperamentes genannt wird, fünfmal fehlerlos durch den Springparcours fegte – und sie anschließend mit ihrer süßen Lieblingsbelohnung verwöhnte: Einer Mango.

Seitdem weiß jeder Reitsportfan, dass die gelbe Frucht das Herz der Stute höher schlagen lässt. Sie habe früher Leckerlis mit Apfel-Mango-Geschmack bekommen, irgendwann habe eine Pflegerin eine echte Frucht ausgelobt, sollte Alice den Sieg holen.

Das tat sie, das Ritual war geboren. „Wenn sie null geht, kriegt sie eine Mango“, verriet „Mutti“ Blum damals ihre Bestechungstaktik. Mit Früchten wurde Alice nach der historischen Leistung in North Carolina überschüttet.

Alice’ Karriere war nicht extrem lang, aber sehr steil. 2014 holte Blums Ehemann Hans-Günter das Pferd im Alter von sieben Jahren auf das gemeinsame Gestüt. Seine Frau war gleich hin und weg, immer wieder betont Blum die „Liebe auf den ersten Blick“ zwischen den beiden, „wild, frech und grenzenlos“ sei Alice gewesen.

Die Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit – und zeigte sich in Ergebnissen. 2016 krönte sich Blum mit und dank Alice erstmals zur deutschen Meisterin, ein Jahr später wiederholte sie das Kunststück, gefolgt von dem ganz großen Sprung bei der WM 2018.

Mit ihrem „Once-in-a-Lifetime-Pferd“ ritt sie ins Titel-Wunderland, nun darf Alice ihren Ruhestand genießen. Für ihre Mangos muss sie endlich nicht mehr arbeiten. Alice, da ist sich Simone Blum sicher, „wird sicherlich eine Aktivrentnerin, auch wenn es für den großen Sport nicht mehr reicht“.   Jana Wargers gewinnt   mit Dorette den NRW-Preis  Am Freitag sorgte in Aachen die deutsche Springreiterin Jana Wargers für einen Heimsieg. Die 31-Jährige aus Emdsetten ritt – einen Tag nach dem bitteren fünften Platz im Nationenpreis – im Preis von Nordrhein-Westfalen mit Dorette zum Sieg. Im Stechen der mit 200 000 Euro dotierten Prüfung ließ die in Belgien lebende Wargers als letzte Starterin der Konkurrenz keine Chance und siegte mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt. Zweiter wurde im Haupt-Springen des vierten CHIO-Tages Richard Vogel aus Marburg mit Cepano Baloubet. 19 Paare hatten insgesamt das Stechen erreicht.  sid

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