Windischgarsten – Eines Tages, sagt Julian Guttau, möchte er so hochklassig wie möglich Fußball spielen. „Mein Vorbild war schon immer Lionel Messi“, sagt der 1860-Neuzugang, „aber auch Mario Götze gucke ich mir gerne an.“ Wie alle jungen Spieler träumt der gebürtige Hallenser von einem Topverein in einer schönen Stadt, von Bundesligaspielen und der Chance auf die Champions League. Exakt so einen Verein, welch Ironie, hat er gerade verlassen – den SC Freiburg. Der Haken: Guttau war bei der zweiten Mannschaft der Breisgauer und hat sich nur sporadisch bei der ersten zeigen dürfen.
Dass der 23-Jährige weiter in der 3. Liga spielt, nun beim TSV 1860, hat zwei Gründe. Zum einen sind da Profis wie Vincenzo Grifo (30), Roland Sallai (26) oder Noah Weißhaupt (21) – Topspieler und Toptalente, die Guttau den Weg in Freiburgs erste Mannschaft verstellt haben. Grund Nummer zwei: „Ich bin jetzt aus der U 23-Regel raus, da haben sie jetzt drei, vier, die schon über 23 sind. Es war auch vorher so kommuniziert worden, dass sie mir die Möglichkeit geben, mich noch mal ein Jahr in den Fokus zu spielen, also alles gut.“
Mit seiner Saison bei Freiburg II ist Guttau mehr als zufrieden: „Ich habe viele, viele gute Spiele gemacht“, sagt er: „Das Einzige, was ich mir selber anhängen würde: Ich hätte etwas effizienter sein können in Form von Scorern – weil man ja immer daran gemessen wird.“ Zwei Tore und fünf Assists bei 35 Einsätzen sind nicht ganz das, was man von einem Flügelstürmer erwartet. Guttau sieht sich aber eher als Gesamtpaket, als kreativer Unruheherd, und als solcher, findet er, hat er geliefert: „Für mich ist wichtig: Was gebe ich der Mannschaft? Ich war fit wie nie und mache auch mal Wege für Mitspieler mit.“ Im Nachhinein, auch weil Freiburg II als zweitbestes Team abschloss, „war das für mich ein überragendes Jahr“.
So sehen das offenbar auch die Löwen. Als die Anfrage von 1860 kam, musste der „Bauchmensch“ Guttau nicht lange überlegen. Den letzten Kick habe ihm ein Telefonat mit Trainer Maurizio Jacobacci gegeben. „Mir war wichtig, vorher mit ihm zu sprechen“, sagt er: „Seine Ideen von Fußball decken sich mit meinen. Ich bin nicht dieser klassische Linksaußen, der nur vorne an der Linie hängt, sondern hab auch gerne meine Freiheiten. Ich hatte danach ein Riesengefühl und hab gesagt: Ich mach das!“
Dass Guttau bei 1860 in große Fußstapfen tritt, ist ihm bewusst. Er hat sich das Trikot mit der Nummer 7 von Ex-Kapitän Stefan Lex geschnappt – und er sagt selbstbewusst in Richtung seines Vorgängers auf der linken Außenbahn: „Ich versuche jetzt nicht, der neue Boyamba zu werden, sondern Julian Guttau zu bleiben und meine Stärken einzubringen.“ Joe sei ein toller Spieler, „aber ich traue mir auch vieles zu“.
Guttaus Ziel: „Für mich ist wichtig anzukommen, meinen Stempel aufzudrücken, der Mannschaft zu helfen. 1860 ist für mich ein Riesensprungbrett.“ Alles Weitere kommt von allein – vielleicht auch irgendwann der Ruf aus der Bundesliga. ULI KELLNER